Vorschau Makatschs Finale beim Mainz-„Tatort“

Der letzte „Tatort“ aus Mainz mit Heike Makatsch als Ermittlerin Berlinger dreht sich um einen Frauenhasser, der seine Opfer in den Suizid treiben will. Auch die TV-Kommissarin gerät in sein Visier.

 
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Eine Frau springt von ihrem Balkon in den Tod. Der letzte „Tatort“-Krimi mit Heike Makatsch als Ermittlerin Ellen Berlinger aus Mainz beginnt beklemmend. Und er bleibt es bis zum Ende. Mit dem Film „Aus dem Dunkel“ von Regisseur Jochen Alexander Freydank und Autor Jürgen Werner, der sich um einen Stalker dreht, der Frauen in den Suizid treiben will, verabschiedet sich der „Tatort“ nach nur fünf Ausgaben aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt (Sonntag, 20.25 Uhr, Das Erste). Das geschieht mit vielen düsteren Szenen und einem auch für Berlinger persönlich nicht einfachen Fall.

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Da ist ein Polizist namens Engels (Andreas Döhler), der mit einer Brechstange am Tatort ist. Er ist überzeugt, dass die Frau in den Tod getrieben wurde. Berlinger nimmt Ermittlungen auf, obwohl Kollegen anfangs keine Zweifel an einem Suizid haben. Kurz darauf meldet sich eine weitere Frau, die sich verfolgt fühlt. Es beginn ein gewagtes Unterfangen, die Frau vor dem Stalker zu schützen und diesen zu überführen. Die Spuren führen in die Reihen der Polizei.

Wiederkehrende Anrufe des Stalkers, sein beständiger Versuch, bei den Frauen tiefe Schuldgefühle hervorzurufen und die unverblümte Forderung, dem Leben ein Ende zu setzen, lassen erschaudern. Die in den Tod gestürzte Frau hat den Krieg in Syrien erlebt, den Tod ihres Bruders hinnehmen müssen - dann gerät sie in die Fänge des Stalkers. Der droht auch Berlinger, schickt der alleinerziehenden Ermittlerin Fotos ihrer Kinder aufs Handy.

Eine der Kulissen des Films ist eine triste Hochstraße im Mainzer Stadtteil Mombach, dort wird der Täter gestoppt. Die brachiale Beton-Szenerie erinnert an den anderen „Tatort“ aus Rheinland-Pfalz, den Krimi aus Ludwigshafen.

Makatsch hatte seit 2016 als Kriminalhauptkommissarin Ellen Berlinger ermittelt - zuerst aus deren Heimatstadt Freiburg im Event-„Tatort“ mit dem Titel „Fünf Minuten Himmel“. Dorthin war ihre Figur nach 14 Jahren und einer Zeit als verdeckte Ermittlerin im Ausland zurückgekehrt. Nach einer Versetzung geht es für sie nach Mainz - 2018 wird „Zeit der Frösche“ ausgestrahlt.
In Mainz ist die meiste Zeit der durchaus eigenwillige Kollege Martin Rascher (Sebastian Blomberg) an Berlingers Seite gewesen. Das ändert sich in „Aus dem Dunkel“. Rascher ist nicht aus dem Urlaub zurückgekehrt, dafür rückt nun der Kollege Lukas Wagner, gespielt von Ludwig Trepte, an ihre Seite. Neben ihm wird Streifenpolizist Engels zu einem wichtigen Teil des Ermittlerteams.

Wirkt er anfangs höchst zweifelhaft, vertraut ihm Berlinger später, er kennt sich bestens aus mit so manchem menschlichen Abgrund innerhalb der Polizei in Mainz. Spannung ergibt sich in „Aus dem Dunkel“ eher aus der düsteren, mitunter bedrohlichen Machart einzelner Szenen. Wer sich hinter dem perfiden Stalker verbirgt, wird dagegen relativ schnell klar.
Am Ende fährt ein Rolltor mit der Aufschrift „Polizeipräsidium Mainz“ vor den Augen der Zuschauer zu - der Vorhang fällt quasi für den Mainzer „Tatort“. Dass es für diesen „Tatort“-Schauplatz nicht weitergeht, begründet der SWR mit Sparzwängen. Programmdirektor Clemens Bratzler betonte bei der Bekanntgabe der Einstellung: „Die Inflation führt auch bei unseren fiktionalen Produktionen zu spürbaren Kostensteigerungen, die wir ohne Einschnitte im Angebot leider nicht mehr auffangen können.“ Auch müsse Geld im Rahmen des digitalen Umbaus umgeschichtet werden.

Der SWR konzentriere sich künftig auf seine drei anderen „Tatort“-Reihen in Ludwigshafen, Stuttgart und im Schwarzwald mit weiter jeweils zwei neuen Fällen pro Jahr. Damit endet das Kapitel Mainz im „Tatort“-Universum ein weiteres Mal. Einst spielte hier Nicole Heesters ab 1978 in drei Filmen die Oberkommissarin Marianne Buchmüller als erste weibliche „Tatort“-Ermittlerin.

Bedauern löste die jüngste Einstellung des Mainzer „Tatorts“ auch beim parteilosen Oberbürgermeister Nino Haase aus. Mainz habe für eine solche Produktion ausreichend Strahlkraft und Flair, sagte er kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. „Über die ersten Folgen hatte die Mainzer Episode nach meinem Empfinden gut Fuß gefasst und war gerade auch mit den Dreharbeiten zunehmend am Rhein angekommen.“