Vögel als Förster Luftunterstützung im Stadtwald

  Foto: dpa//Wolfgang_Zabel

Drei Freitage kauft der Stadtforst in Hildburghausen Eicheln von den Bürgern auf. Sie sollen im Stadtwald zu kräftigen Bäumen werden. Ein besonderer Vogel hilft dabei.

 
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Vor 200 Jahren war die Eiche mit über 50 Prozent in der natürlichen Waldgesellschaft im Hildburghäuser Stadtwald vertreten. Bis 1990 sank der Anteil der Eiche auf unter ein Prozent. Mittelfristig, so das erklärte Ziel des Stadtrates, soll der Eichenanteil bis 2040 wieder auf zehn Prozent erhöht werden. Zum Ausbau des Eichenanteils nutzt der Stadtförster seit 1995 traditionelle Saatverfahren.

Zum einen wird der Eichelhäher als natürlicher Säer des Waldes genutzt. „In Wäldern ohne alte Eichen, davon gibt es im Stadtwald noch viele, werden Saatkästen aufgestellt. Diese sind aus Streckmetall gebaut und sehr robust. Die Kästen werden in den Monaten Oktober bis Dezember mit einem Teil der gesammelten Eicheln bestückt. Unsere Waldarbeiter kontrollieren die Kästen zweimal in der Woche und sorgen für Nachschub“, berichtet Stadtförster Bernd Hoffmann.

Der Eichelhäher prüft mit seinem Schnabel die Qualität der Eichel. Hohle oder geplatzte Eicheln lässt er im Korb liegen. Ein bis zwei Eicheln kommen in den Kropf und eine in den Schnabel des Vogels. Anschließend erfolgt der Transport durch die Luft. Nach der Landung hackt der Eichelhäher mit dem Schnabel ein Loch und vergräbt je eine Eichel darin. Das so angelegte Lager an Eicheln übersteigt den tatsächlichen Bedarf deutlich. Die Methode hat den Vorteil, dass die Samen oft von vornherein von Boden bedeckt werden. Sie sind so vor der Witterung geschützt und können zudem sofort keimen und wachsen. Viele Eicheln keimen im darauffolgenden Frühjahr und entwickeln sich zu jungen Eichen.

Auf dem Höhepunkt im Oktober verbringt der Vogel oft zehn bis elf Stunden täglich mit dem Sammeln. Dazu werden teils große Strecken von fünf bis acht Kilometern überwunden.

Ein weiteres Waldsaatverfahren, das ebenfalls in Hildburghausen genutzt wird, ist die Rillensaat. Die gesammelten Eicheln werden über den Winter im Erdkeller und in Lagerhallen dunkel, luftig und trocken eingelagert. Im Frühjahr werden die Eicheln gewässert und mit einer vom Pferd gezogenen Sämaschine in den Waldboden gelegt. „Die in den Boden geschnittene Rille schützt die Eicheln vor Austrocknung. Bei guter Boden- und Luftfeuchte beginnt die Keimung der Eicheln circa vier Wochen nach der Einsaat“, so der Stadtförster.

In den vergangen 22 Jahren wurde durch diese Verfahren der Eichenanteil auf rund 118 Hektar erhöht. Das entspricht 4,7 Prozent der Gesamtfläche des Hildburghäuser Stadtwaldes.

Wann kann man Eicheln abgeben?

An den Freitagen 21. und 28. Oktober sowie 4. November werden jeweils von 15 bis 17 Uhr in der Halle am alten Schießplatz in Hildburghausen Eicheln für den Waldumbau im Stadtwald Hildburghausen angenommen. Die Eicheln müssen frei von Bohrlöchern, Verschmutzungen und Beschädigungen sein. Hohle Eicheln werden nicht angenommen. Gezahlt wird bar bei der Abgabe je nach Qualität ein bis zwei Euro pro Kilogramm.

Fragen dazu beantwortet Stadtförster Bernd Hoffmann unter Telefon (0175)2436936 oder per E-Mail stadtwald.hbn@gmail.com.

Wann wird wieder gepflanzt?

Am Samstag, 5. November, findet im Stadtwald Hildburghausen eine große Pflanzaktion unter dem Motto „Hildburghausen pflanzt – Unser Beitrag für den Waldumbau im Stadtwald“ statt.

Treffpunkt ist um 8.30 Uhr auf dem Waldparkplatz Wiedersbacher Straße Kreuzung Fürstenweg. Für die Pflanzung stehen 5000 junge Eichen aus dem Pflanzgarten der Stadt bereit, berichtet Bernd Hoffmann. Eingeladen sind alle, die sich aktiv am Waldumbau für den Stadtwald beteiligen wollen. Mitzubringen sind geeignetes Werkzeug wie Spaten und Schaufel und festes Schuhwerk. Das Ende der Aktion ist für 12 Uhr geplant. Aus organisatorischen Gründen soll man sich anmelden unter:

E-Mail forst@hildburghausen.de

oder stadtwald.hbn@gmail.com

oder Whatsapp unter (0175)2436936

Heimat für zahlreiche andere Tiere

Schon von alters her ist den Menschen aufgefallen, dass Eichen eine ungewöhnliche Vielfalt von Insekten beherbergen – bis zu 1000 Arten in einer Krone. Das wertvolle Hartholz wird bevorzugt zu Furnieren verarbeitet. Kernholz wird selten von Wurmfraß befallen.

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