Vatertag in Sonneberg Laufend gebechert

Am Himmelfahrt-Feiertag war der Landkreis auf den Beinen und an der frischen Luft. Zu Tausenden zog es die Trüppchen im Freundeskreis oder in Familie ins Grüne. Allerlei Anlaufstationen in Wald und Flur lockten dabei zum Prosit der Gemütlichkeit.

 
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Als Südthüringens längste Fußgängerzone konnte am Donnerstag die Etappe zwischen Meilschnitz und Mürschnitz durchgehen. Auf eine Gruppe Jugendlicher mit Bollerwagen folgte ein Dutzend Wanderer aus Rohof und von der Wehd.

Noch vorneweg spazierte ein Männer-Pulk aus Effelder, allesamt Kumpels aus Reihen des SC09. Von der Rangfolge her war das Fortbewegungsmittel der ersten Wahl die Südthüringen-Bahn. Vom Haltepunkt in Bettelhecken ging’s dann fußläufig flott in Richtung Landgrenze. Fest im Blick für eine erste Einkehr hatte Ronny Fischer den Wamperling-Festplatz. Vielleicht ein oder zwei ruhige Bierchen dort, bevor der Abend im heimischen Garten in Effelder rund um den Grill gemütlich ausklingen darf, lautete das Ziel des Tages.

Auch in die andere Richtung verlängerte sich die Feier-Meile ins Grüne hinein. Im Hallgrund etwa hatten die Mitglieder vom Verein mit dem drolligen Namen „Assi und Charmant“ Posten bezogen. Schon zum dritten Mal seit 2019 luden die Deutschrock-Fans an dieser Stelle die Ausflügler zu einer süffigen Auszeit auf ihrem Weg weiter nach Meng.-Hämm. ein. Der gute Zweck war beim Gläserheben übrigens mit eingepreist. Der Erlös dessen, was Sarah und Heidi am Ausschank ausreichen und Christian bei den Bockwürsten vereinnahmte, komme letztlich dem Kinderhospiz Mitteldeutschland zugute, so Kevin Kremps.

Ein Ständerla im Hallgrund

Weil mit Musik alles besser läuft? Hatte Johannes Steiner als geeignetes Gepäck zum Tag auf sein Akkordeon entschieden. Beim Seemannschor Coburg, beim Seemannschor Nürnberg und beim Männerchor Judenbach mischt der 20-Jährige mit. Eine Einlage seines Könnens am Instrument gab er immer wieder auf seiner Tour zum „Weißen Schwan“, einmal den Deutschrockern von „Assi und Charmant“ und schon zuvor den Kleingärtnern vom „Hallgrund 48“. Die hatten sich für den Feiertag mit 200 Bratwürsten und 80 Steaks bevorratet. „Ein kleiner Neustart für unseren Verein nach der Corona-Zeit“, sagt Vorsitzender Holger Schunke. Vor der Pandemie empfahl man sich den Durstigen noch mit einem eigenen Schankwagen. Heuer wollte man es erst einmal langsam angehen lassen in Vereinsreihen. Und lieber schauen, ob sich wirklich wieder alles einspielt wie in den Zeiten vor der Dauerkrise.

Das Wetter immerhin bot am Donnerstag den besten Rahmen zum Landschaftsausflug. „Denkt man sich Kälte und Wind weg und die kahlgeholzten Hänge, könnt’s ein richtig schöner Tag sein“, frotzelte ein Spaziergänger in Richtung des Presse-Paparazzi. Was im Hallgrund auf Steaks, Brätel und Bockwurst lautete, hieß in der Altstadt Linsen- oder Gulaschsuppe. Wer die Stolperschwelle beim „Dachs“ schadlos genommen hatte, sah im Innern der urigen Kneipe auf dem Buller-Ofen zwei Töpfe mit echten Nährwerten schmurgeln. Am Verkehrsknotenpunkt – ausweislich eines Aufstellers – von Schlossberg (1,3 Kilometer), Froschteich (2,3 Kilometer), Berlin (321 Kilometer), Hufi (155 Meter) und Mäcki (27 Meter) war Dachshöhlen-Chef Peter End der Mann, um den sich alles drehte. Hier drei Kurze, dort fünf Helle – die Bestellungen beim Herrn über den Zapfhahn nahmen kein Ende.

Mit steigendem Pegel? Begann draußen im Biergarten ein munteres Rätselraten, ob nun tatsächlich die „Dachshöhle“ sich ein wenig windschief der Röthen zuneigt. Oder der Betrachter doch selbst längst Schlagseite hat. Beide Wahrheiten blieben am Schluss zu schlucken Denn vieles im Leben ist bekanntlich immer eine Frage der Perspektive. Oder der Promille.

Laufend zu bechern, diese Disziplin beherrschte an Himmelfahrt ansonsten auch ein Trüppchen aus Oberlind. Vom einen Sonneberger Stadtteil ging’s in den nächsten, konkret nach Neufang und über die Altstadt zurück nach Oberlind. Eine durchaus anspruchsvolle Tour, die im Garten von Moritz Pfeifer ihr geselliges Finale nehmen sollte. Immerhin: Den Bollerwagen zu ziehen, fiel dem Freundeskreis die vielen Kilometer über immer leichter. Bierflasche um Schnapspulle erleichterte sich die Last, alles Süffige wurde – was für ein Kniff – Zug um Zug einfach gerecht umverteilt in den Magen.

Elvis in der Bergstraße

Außer Fassbier war in der Bergstraße Stimmungsmusik geboten. Mit „Viva Las Vegas“ begrüßten die Jukebox-Twisters Jana und Daniel Rexheuser, unterstützt am Kontrabass vom Papa Siggi, um 12 Uhr die Besucher der „Schächerhütt“. Der Elvis-Song wies den Weg zum Domizil der Sonneberger Kartrennsportler. Und weil es den PS-Enthusiasten offenkundig eine Herzensangelegenheit ist, Parkplatzsorgen zu lösen? Hatten die Gastgeber am Eingang zum Freisitz fürsorglich eine ganze Reihe von Stellflächen für Bollerwagen schraffiert.

Am Ernstthaler Ehrenmal trafen die ersten Durstigen schon morgens um neun ein. An der Piesauer Gourmet-Kanone warteten Martin Bode & Co. mit leckeren Bratgut auf, während der Feuerwehrverein Ernstthal bewies, dass Floriansjünger nicht nur Feuer, sondern auch Durst zu löschen verstehen. Über Stunden riss der Ansturm hungriger Wanderer hier nicht ab, auch „die alte Garde“ des LCV ordnete sich ein. Zahlreiche Ausflügler nutzten für ihre Strecke die Südthüringen-Bahn, die wohlweislich bereits ein Doppelshuttle zum Einsatz gebracht hatte und sich über einen Mangel an Fahrgästen an diesem Tag wahrlich nicht beklagen konnte.

So voll die Züge, so voll war auch mancher Beteiligter. Doch – man mochte um 17 Uhr auf Holz klopfen – über außergewöhnliche Vorfälle wusste die Polizei am späten Nachmittag nichts zu berichten. Es ist relativ ruhig, lautete die amtliche Auskunft aus der Bismarkstraße. „Nur das Übliche halt.“ Wie gewohnt am Himmelfahrt-Feiertag.

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