Vandalismus in Geschwenda „Mit Intelligenz hat so etwas nichts zu tun“

Unbekannte haben in der Nacht zu Sonntag in Geschwenda zahlreiche Schmierereien hinterlassen. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 20 000 Euro.

 
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Geschwenda - In der Nacht zu Sonntag haben sich bislang noch unbekannte Täter im Ortsteil Geschwenda der Gemeinde Geratal ausgetobt und unter anderem Häuserfassaden, die Bushaltestelle, die Freilichtbühne auf dem Kickelhähnchen oder auch den ehemaligen Tegut-Markt, den Jugendklub und geparkte Autos mit wilden Farbschmierereien besprüht. Mindestens 50 Graffiti mit stellenweise politisch motivierten Symbolen sprühten sie unter anderem in der Gothaer Straße, der Neuen Sorge und auf dem Kickelhähnchen in unterschiedlichen Farben auf die Wände. Die Schmierereien nehmen dabei Maße von 15 mal 15 Zentimeter bis 1,80 Meter mal 1,80 Meter ein, teilte die Polizei mit. Die Polizeiinspektion Arnstadt-Ilmenau hat die Ermittlungen dazu aufgenommen. Unter anderem werde derzeit Videomaterial gesichert und ausgewertet, heißt es auf Nachfrage aus der Polizeiinspektion. Den Sachschaden beziffert die Polizei auf rund 20 000 Euro.

Wie Ortschaftsbürgermeister Berg Heyer auf Nachfrage sagt, hätten sich die Jugendlichen in der Nacht an der Bushaltestelle getroffen. Der Bereich um die Bushaltestelle sei seit vielen Jahren videoüberwacht, worauf auch ein Schild eindeutig hinweise. „Die Videoüberwachung wurde damals im Rahmen der Neugestaltung des Dorfplatzes mit Bushaltestelle und Kiosk eingerichtet, um möglichen Straftätern in diesem Bereich auf die Spur zu kommen“, erklärt der Ortschaftsbürgermeister. Auf dem Videomaterial gebe es laut Heyer Hinweise auf vier junge Menschen, die möglicherweise für die Schmierereien in Geschwenda verantwortlich sein könnten. „Ich finde es eine Riesensauerei, was hier im Ort passiert!“, schimpft der Ortschaftsbürgermeister und verweist auf vorherige Anzeigen, die von der Staatsanwaltschaft „wahrscheinlich als Bagatellstraftaten angesehen“ werden und möglicherweise deshalb nicht weiter verfolgt würden. Anders könne er nicht verstehen, dass dem nicht weiter nachgegangen werde. Er wünsche sich, dass sich Einwohner, die solche und andere Straftaten im Ort sehen, sich bei ihm melden. „Es gibt sicher Menschen, die nachts mal nicht schlafen können und vielleicht aus dem Fenster schauen ...“, meint er.

Melanie Rook, Jugendpflegerin in der Gemeinde Geratal und auch zuständig für den Jugendklub in Geschwenda, sagt sarkastisch: „Es ist Montag!“ Denn meistens montags werde sie von derartigen Dingen „überrascht“, erzählt sie. In den vergangenen Wochen sei es zwar etwas weniger gewesen, aber diesmal dafür um so heftiger. „Die haben sogar die Tischtennisplatte, die die Kinder mit kreativem Graffiti schön gestaltet hatten, weil sie schon einmal beschmiert war, wieder aufs Schändlichste verunziert. Die Wände – schon vorher dutzende Male beschmiert – „zieren“ nun weitere Schmierereien in den unterschiedlichsten Farben. Neu sei, dass die Täter diesmal auch eine Schablone benutzt haben, sodass man den Urheber der Schmierereien nicht so leicht ausfindig machen könne, sagt die Jugendpflegerin, die auch die Reaktionen vieler Eltern verstehen kann, die deswegen ihre Kinder nur ungern oder gar nicht in den Jugendklub schicken möchten. „Auch wenn unsere Kinder damit gar nichts zu tun haben, fällt das ja trotzdem irgendwie auf auf uns zurück“, sagt sie wütend. „Und dann heißt es immer gleich ‚die Jugendlichen’“, zitiert sie ihre Kids, die stinksauer auf diejenigen seien, die dafür verantwortlich sind. „Auch wenn das vielleicht nur zwei, drei Idioten sind ... denn mit Intelligenz hat so etwas nichts zu tun. Das ist purer Vandalismus!“

Melanie Rook überlegt jetzt, diesen wilden Schmierereien mit einem offiziellen Graffiti-Projekt entgegenzutreten. „Unsere Jungen und Mädchen könnten dann ihren Jugendklub selbst mitgestalten und die Einrichtung auch nach außen hin endlich wieder ansprechend und kreativ darstellen. Man könne einen Wettbewerb um die schönsten Gestaltungsideen ins Leben rufen, wonach dann die besten Ideen umgesetzt werden könnten. „Aber das sind nur allererste Ideen“, sagt sie. Man sei mit dem Klub in dem Gebäude eingemietet und müsse derartige Pläne natürlich mit dem Eigentümer und sämtlichen Verantwortlichen abklären.

Zeugen, die die Taten in Geschwenda beobachtet haben oder Angaben zu den Tätern machen können, werden gebeten, sich unter der Bezugsnummer 0144754-2021 bei der Polizei zu melden.

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