1993 hat sich die Post schon wieder Lauscha gewidmet und für eine Serie mit historischen Postämtern auch das Lauschaer zeichnen lassen – als eines von sechs zwischen Stralsund und Bonn. Beachtliche 10,4 Millionen Mal wurde diese Marke gedruckt. Karin Blume-Zander war die Grafikerin.
Aber haben wir denn keine eigenen Briefmarken-Künstler, die den Rennsteig Heimat nennen und die Menschen am Kammweg wirklich kennen? Aber natürlich! Engelbert Schoner (1906-1977), der in Neuhaus am Rennweg unvergessen ist: Seine Geburtsstadt hat ihn mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt und eine Straße nach ihm benannt.
Briefmarken sind ein Spiegel ihrer Zeit. In der existenziellen Not der ersten Friedensweihnacht 1945 ist es kein Wunder, dass das Fest auf ihnen keine Rolle spielt – mit einer Ausnahme. Das Land Thüringen hat die einzigen Briefmarken zur Friedensweihnacht in ganz Deutschland herausgegeben.
Und weil sie als historisches Zeugnis so herausragend sind, kosten sie auch heute noch ein kleines Vermögen. Die fehlerfreien Stücke gibt es knapp unter 2000 Euro – sie sind damit doppelt so teuer wie der berühmte bayerische Schwarze Einser, Deutschlands erste Briefmarke aus dem Jahr 1849.
Natürlich Thüringen – wo ist die Weihnacht romantischer als in seinen Wäldern und Bergen? Und natürlich muss der Künstler von ganz oben kommen, von da, wo der Kammweg über das Gebirge besonders rau ist. Geschaffen hat sie Engelbert Schoner, der am 23. Mai 1906 in Neuhaus am Rennweg auf die grünen Fichten schaute, die er knapp vier Jahrzehnte später auf die Marke sticht. Am 20. Oktober 1945 gelangt sie an die Postschalter. Sie taucht wenig später auf zwei Blockausgaben auf, die den Titel „Weihnachtsspende 1945“ und in der großen (heute teuersten) Version „Thüringen-Spende zur Friedensweihnacht 1945“ tragen.
Schoner war das jüngste von vier Kindern eines Porzellanformers. Trotz aller Not schickte ihn sein Vater drei Jahre auf die Zeichen- und Modellierfachschule in Lichte-Wallendorf. 1923 wurde er in Coburg als Keramikmaler angestellt, später wechselte er mit einem Förderstipendium auf die Kunsthochschule in Weimar und macht sich als Vogelmaler und Buchillustrator einen Namen. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gewann er einen Wettbewerb für die Ausführung der Thüringen-Briefmarken. Er sollte schließlich alle 17 Thüringer Marken gestalten und später noch einige für die Post der DDR.
Anders als noch zu früheren Zeiten entscheidet schon lange nicht mehr der Landesfürst darüber, wie Briefmarken aussehen. Auch ganz einfach Bürger können heute einen Beitrag dazu leisten und einen Vorschlag an den Bundesfinanzminister schicken. Jährlich entstehen etwa 50 neue Marken aus den ungefähr 500 Vorschlägen. Ein Programmbeirat macht sich Gedanken über die Themen, ein Kunstbeirat beurteilt später die grafische Qualität der Entwürfe. Formlose Vorschläge können per Post geschickt werden an:
Bundesministerium der Finanzen
Referat L C 5 Postwertzeichen
Wilhelmstraße 97
10117 Berlin