Urlaubsgrüße per Post Der Rennsteig klebt – auf Ansichtskarten und Briefen

Vor es Instagram und WhatsApp mussten Urlauber mit Postkarten aus dem Thüringer Wald angeben. Die Glasbläserstadt Lauscha hat es sogar auf einige Briefmarken geschafft. Die Frage ist: Wann kommt die nächste? Historische Ansichtskarten und Briefmarken zum Thema Lauscha/Sonneberg gibt es in unserer Bildergalerie.

 
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Lauscha/Neuhaus am Rennweg - Ach wie war das früher schön: Wer im Urlaub war, der gab vor der Verwandtschaft mit Postkartengrüßen an und nicht mit einem unscharfen Handy-Bildchen. 10 Pfennige kostete das Porto in der DDR für die Postkarte, 20 Pfennige für den Brief.

Vom Rennsteig sind besonders viele in die ganze Republik und sogar ins Ausland verschickt worden. Wally Eichhorn-Nelson hat 1960 sogar ein Buch über Ferien am Rennsteig geschrieben: „Als Luftschnapper im Kustelkreis“.

Das muss ein großes hallo gegeben haben, als die Post am 8. November 1983 vier Sondermarken mit Glaskunst aus Lauscha herausgebracht hat. Für die Sommersaison war es da schon zu spät, aber für Weihnachten und den Winter waren sie ein echter Best-Seller. Von der Zehnermarke wurden beachtliche 16 Millionen Stück gedruckt – fast eine für jeden Bürger des kleinen Landes. 30,6 Millionen Exemplare umfasste der gesamte Satz.

Entworfen hatte sie damals der Grafiker Jochen Bertholdt (1936-2020). Bertholdts Hauptaufgabengebiete waren wissenschaftlich-technische Grafik, perspektivische Röntgenschnittdarstellung von Anlagen, Architektur, Maschinen, Verkehrsmittel aller Art sowie Illustrationen auch aus den Bereichen der Naturwissenschaften. Bertholdt erhielt 1992 und 1996 den Designpreis Mecklenburg-Vorpommern und seine Briefmarkenentwürfe wurden fünfmal zur schönsten Briefmarke des Jahres gewählt. Von Bertholdt wurden 134 Briefmarken entworfen, davon 125 durch die Deutsche Post der DDR sowie neun durch die Deutsche Bundespost und die Deutsche Post AG. Einen Sonneberger Plüschteddy hat Bertholdt 1979 auf eine 10-Pfennig-Marke zur Leipziger Messe setzen lassen.

Vor der Serie mit der Lauschaer Glaskunst wurde 1964 eine Marke mit dem Wintersport im Thüringer Wald verklebt – vier Millionen Mal wurde die gedruckt und erinnerte an den 15. Jahrestag der DDR.

1993 hat sich die Post schon wieder Lauscha gewidmet und für eine Serie mit historischen Postämtern auch das Lauschaer zeichnen lassen – als eines von sechs zwischen Stralsund und Bonn. Beachtliche 10,4 Millionen Mal wurde diese Marke gedruckt. Karin Blume-Zander war die Grafikerin.

Aber haben wir denn keine eigenen Briefmarken-Künstler, die den Rennsteig Heimat nennen und die Menschen am Kammweg wirklich kennen? Aber natürlich! Engelbert Schoner (1906-1977), der in Neuhaus am Rennweg unvergessen ist: Seine Geburtsstadt hat ihn mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt und eine Straße nach ihm benannt.

Briefmarken sind ein Spiegel ihrer Zeit. In der existenziellen Not der ersten Friedensweihnacht 1945 ist es kein Wunder, dass das Fest auf ihnen keine Rolle spielt – mit einer Ausnahme. Das Land Thüringen hat die einzigen Briefmarken zur Friedensweihnacht in ganz Deutschland herausgegeben.

Und weil sie als historisches Zeugnis so herausragend sind, kosten sie auch heute noch ein kleines Vermögen. Die fehlerfreien Stücke gibt es knapp unter 2000 Euro – sie sind damit doppelt so teuer wie der berühmte bayerische Schwarze Einser, Deutschlands erste Briefmarke aus dem Jahr 1849.

Natürlich Thüringen – wo ist die Weihnacht romantischer als in seinen Wäldern und Bergen? Und natürlich muss der Künstler von ganz oben kommen, von da, wo der Kammweg über das Gebirge besonders rau ist. Geschaffen hat sie Engelbert Schoner, der am 23. Mai 1906 in Neuhaus am Rennweg auf die grünen Fichten schaute, die er knapp vier Jahrzehnte später auf die Marke sticht. Am 20. Oktober 1945 gelangt sie an die Postschalter. Sie taucht wenig später auf zwei Blockausgaben auf, die den Titel „Weihnachtsspende 1945“ und in der großen (heute teuersten) Version „Thüringen-Spende zur Friedensweihnacht 1945“ tragen.

Schoner war das jüngste von vier Kindern eines Porzellanformers. Trotz aller Not schickte ihn sein Vater drei Jahre auf die Zeichen- und Modellierfachschule in Lichte-Wallendorf. 1923 wurde er in Coburg als Keramikmaler angestellt, später wechselte er mit einem Förderstipendium auf die Kunsthochschule in Weimar und macht sich als Vogelmaler und Buchillustrator einen Namen. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gewann er einen Wettbewerb für die Ausführung der Thüringen-Briefmarken. Er sollte schließlich alle 17 Thüringer Marken gestalten und später noch einige für die Post der DDR.

Anders als noch zu früheren Zeiten entscheidet schon lange nicht mehr der Landesfürst darüber, wie Briefmarken aussehen. Auch ganz einfach Bürger können heute einen Beitrag dazu leisten und einen Vorschlag an den Bundesfinanzminister schicken. Jährlich entstehen etwa 50 neue Marken aus den ungefähr 500 Vorschlägen. Ein Programmbeirat macht sich Gedanken über die Themen, ein Kunstbeirat beurteilt später die grafische Qualität der Entwürfe. Formlose Vorschläge können per Post geschickt werden an:

Bundesministerium der Finanzen

Referat L C 5 Postwertzeichen

Wilhelmstraße 97

10117 Berlin

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