Museen müssen sich stellen
In Thüringen gibt es noch keinen Überblick, wie viele Objekte mit Kolonialvergangenheit überhaupt in den Beständen schlummern. Hier wollen die Koordinationsstellen ansetzen. Der Museumsverband wertet hierzu aktuell eine Umfrage unter rund zehn Prozent der Museen im Land aus. Ergebnisse sollen Anfang April auf einer Tagung vorgestellt werden. Dabei gehe es neben Objekten oder menschlichen Überresten mit Kolonialvergangenheit auch um NS-Raubkunst oder Stücke aus der DDR-Zeit. Während zu Objekten aus der NS-Zeit bereits mehr geforscht worden sei, habe es gerade für Forschung zu kolonialer Herkunft bisher kaum Förderungen gegeben.
„Wenn man das detailliert machen will, dann sind das Jahrzehnte an Arbeit, die auf uns zukommen“, sagte der Präsident des Museumsverbandes Thüringen, Thomas T. Müller. Der Großteil der Museen in Thüringen habe weniger als fünf Beschäftigte – da fehle schlicht die Zeit für Provenienzforschung. Die Provenienzforschung untersucht die Herkunft von Kulturgütern.
Der Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha, Tobias Pfeifer-Helke, sagte: „Ich glaube, oder nein, ich glaube nicht, ich weiß, dass die Museen diese Debatten führen müssen. Dass das gut ist für die Museen. Dass sie sich dem auch stellen müssen.“ Der Umgang mit Sammlungen und Beständen ändere sich von Generation zu Generation. Das sieht auch der Museumsverband. Langfristig sei etwa zu wünschen, dass bei allen ausgestellten Objekten auch klar benannt werden könne, in welchem Kontext sie ins Museum gekommen seien.