Umfrage zur Fußball-Europameisterschaft Viele Experten, wenig Expertise?

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René Queck vom SV 08 Steinach. Foto:  

13 TV-Experten setzen ARD und ZDF bei der Fußball-EM ein. Sind sie ihr Geld wert oder wird beim Fußball mittlerweile viel zu viel geredet?

 
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Markus Roth (Co-Trainer des FSV 06 Hildburghausen): Es ist wie so oft im Leben: Weniger ist eben manchmal mehr. Ich sehe in der Vielzahl an „Experten“ keinen Mehrwert. Es ist schon etwas unglücklich, wie man sich stellenweise präsentiert. Da werden einfach irgendwelche Floskeln aus der Vergangenheit hervorgezaubert, um als Überbrückung für die „Tagesschau“ zu dienen. Die Besetzung im ZDF mit Per Mertesacker, Christoph Kramer und Peter Hyballa finde ich am sinnvollsten. Auch Sandro Wagner als Co-Kommentator finde ich ganz passend. Hier kommen auch mal einige Veranschaulichungen, um Fußball in seiner Sache auch zu verstehen. Wichtig ist, dass die Qualität vorhanden ist und, dass der Experte auch eine gewisse Außendarstellung hat und das Land mit seiner Art einfangen kann.

Steffen Hartwig (Hallensprecher bei den Suhler Handballern): Man hat immer das Gefühl, dass die Sendungen reine Zeittotschläger sind. Ich kann da kein gutes Haar dranlassen. Schweinsteiger zum Beispiel ist unter aller Kanone; er steht da wie ein Schlagersänger: Komisch angezogen, und bewegen tut er sich auch nicht. Bei der anderen ZDF-Runde ist alles humorlos. Man merkt, die Experten haben gerade ein Medientraining absolviert. Alle scheinen irgendwie Angst um ihre Werbeverträge zu haben. Da wünscht man sich Günter Netzer zurück. Wer aber erfrischend ist, ist Sandro Wagner. Der sagt auch mal die Wahrheit.

Matthias Prediger (Tennisspieler beim TV 1920 Ilmenau): Ich bin kein großer Fußballfan und sehe auch nicht viele Spiele, halte aber das, was im Fernsehen so drumherum veranstaltet wird, für übertrieben. Wir wollen doch in erster Linie sehen, wie Sport getrieben wird! Es erinnert einen fast an die Hoch-Zeit der Corona-Pandemie, als ebenfalls in allen Medien die Experten wie Pilze aus dem Boden schossen. Mir gefällt es am besten, wenn nach dem Spiel eine nicht allzu lange, aber knackige Auswertung folgt.

René Queck (SV 08 Steinach, Sportlicher Leiter): Meiner Meinung nach gibt es schon Experten, die wissen, wovon sie sprechen. Das sind meistens die, die aus der Praxis kommen – also Mertesacker oder Wagner beispielsweise. Die machen ihr Zeug schon gut. Allerdings ist mir die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu groß. Dazu gehören all jene, die vielleicht ihr Sportstudium mit eins oder eine Trainerausbildung abgeschlossen haben, die aber nicht annähernd eine Situation bewerten können, weil sie es in der Praxis eben nie erlebt haben. Und genau da ist für mich das Problem. Und dann gibt es noch jene, die denken, sie müssen zu allem ihren Senf geben, obwohl sie eigentlich keine Ahnung davon haben. Wenn man beispielsweise selber noch keinen Elfmeter verschossen hat, kann man auch schlecht darüber reden. Aber ich betone auch: Ein Teil der Experten ist sein Geld wert.

Stefan Hommel (Obermaßfeld): Ich bin der Meinung, dass definitiv viel zu viel geredet wird davor und auch danach. Und die sogenannten Fußball-Experten sind immer mehr Exprofis, die das Fußballfernsehen als Abklingbecken für Fußballer in Altersteilzeit nutzen. Jeder weiß alles besser, aber keiner will Verantwortung übernehmen.

Lothar Luck (Schwallungen): Aus meiner Sicht ist es sehr informativ, was die Fußball-Experten zu sagen haben. Man merkt ihnen an, dass sie in der Materie stecken. Ich finde es gut, dass auch endlich Fußballerinnen in die Expertenrunden einbezogen werden. Ich verfolge die Gesprächsrunden sowohl vor, als auch nach den jeweiligen Spielen und man bekommt den Eindruck, dass sie gut vorbereitet sind. Sie sehen natürlich Dinge, auf die wir als Laien gar nicht so achten. Ich erachte es also nicht als übertrieben.

Stephan Heym (Kaltennordheim): Es ist bisweilen schon recht unterhaltsam, die verschiedenen Sichtweise der Experten mitzubekommen. Christoph Kramer hat gute Ansichten und Peer Mertesacker auch. Bastian Schweinsteiger finde ich dagegen nicht so gut. Also allgemein ist es schon interessant, die Expertenmeinungen zu hören. Aber mit den ganzen Vorberichten, den Analysen und der Nachbetrachtung der Spiele finde ich schon, dass das alles viel zu lang ist.

Uwe Endter (Schmalkalden): Ich stelle allgemein das System der öffentlich-rechtlichen Sender infrage. Meiner Meinung nach wird bei der fülle der vorhandenen Sender, inclusive der vielen dritten Programme, nicht gerade der rote Stift angesetzt. Es wird zu viel Geld ausgegeben. Aus diesem Grund halte ich auch in der EM-Zeit die Expertenzahl für reichlich übertrieben. Auch hier sollte es ein unabhängiges Kontrollorgan geben. Ob die Zahl der Experten die Qualität anhebt, sollte jeder für sich entscheiden.

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