Nach Einschätzung des Allgemeinen Schulleitungsverbandes Deutschlands haben viele Lehrkräfte das Gefühl, dass die Bereitschaft zur Gewalt zugenommen hat. „Wir haben bemerkt, dass mehr Waffen zur Schule mitgenommen werden als früher“, sagte der Verbandsvorsitzende Sven Winkler. Dabei handele es sich vor allem um Messer und sogenannte Anscheinswaffen. Das sind Waffen, die echten Schusswaffen täuschend ähnlich sehen. Ob Kinder und Jugendliche Waffen dabeihaben, weil sie gewaltbereit sind, oder weil sie Angst haben und diese zur Selbstverteidigung nutzen wollten, sei unklar.
Sicherheitsdienste an Schulen
Der Entwicklungspsychologe Herbert Scheithauer warnte zuletzt vor einer falschen Interpretation der Zahlen. Dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sagte er, es gebe weniger Gewaltvorfälle auf Schulhöfen als vor 15 oder 20 Jahren. Die Taten werden nach seiner Ansicht lediglich intensiver wahrgenommen, weil auch Medien mehr darüber berichteten.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert als Konsequenz einen Ausbau der Schulsozialarbeit. Aktuell könnten die Schulen das nötige Maß an Vorbeugung gegen Gewalt nicht leisten, sagte GEW-Vorständin Anja Bensinger-Stolze dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Der dramatische Lehrkräftemangel und die viel zu geringe Zahl an Schulsozialarbeiterstellen führen dazu, dass die präventive Arbeit vor Ort oft nur stark eingeschränkt zu leisten ist.“
Manche Schulen setzen bereits Sicherheitsdienste ein, wie eine Einrichtung in Bremerhaven. Die Jugendlichen schlugen Fenster ein, bedrohten und beleidigten Schüler und Lehrkräfte. Dort kamen fast täglich schulfremde Personen auf das Schulgelände. Sie beschädigten Türen, entriegelten Feuerlöscher und verstopften Toiletten. „Die Lage im vergangenen Herbst war sehr unruhig“, berichtete eine Schulsprecherin. „Ich habe mich unsicher gefühlt.“ Mit den Wachleuten beruhigte sich die Lage wieder.