Umfrage ADFC: Schlechte Noten fürs Radeln

Marie Frech und

Aus Sicht von Radfahrern haben Thüringens Kommunen noch viel Luft nach oben. Wo der Schuh drückt, zeigt eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. Im Städtevergleich schneidet Ilmenau recht gut ab, während Meiningen und Suhl bundesweit ganz weit hinten liegen.

 
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Viele Radfahrer fühlen sich aut ADFC-Umfrage im Straßenverkehr nur wenig akzeptiert. Foto: dpa/Martin Schutt

Zu enge Radwege oder gar keine: Radfahren ist einer Befragung zufolge in vielen Thüringer Städten mit viel Frustration verbunden. Von einem „völlig unbefriedigenden Ergebnis“ sprach der Vorsitzende des ADFC Thüringen Thilo Braun am Montag in Erfurt. Dort wurde die Auswertung der bundesweiten Fahrradklima-Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für Thüringen vorgestellt.

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Besonders häufig monierten die Teilnehmer der Umfrage etwa, dass es keine oder nur unbefriedigende Umleitungen für Radler an Baustellen gebe. Auch die Ampelschaltung sowie die gesamte Wegweisung lasse zu wünschen übrig. Im ländlichen Raum fehlten häufig Radwege zwischen Orten. Dazu komme, dass sich viele der Befragten als Fahrradfahrende wenig im Verkehr akzeptiert fühlten, sagte Braun. Das führe zu einem geringen Sicherheitsgefühl und im Zweifelsfall dazu, dass manche gar nicht mehr aufs Rad steigen. Autofahrer überholten gerade auf Landstraßen häufig viel zu knapp und mit viel zu hoher Geschwindigkeit, monierte Braun.

Als positiv sei gewertet worden, dass die Mitnahme von Fahrrädern innerhalb Thüringens im Regionalschienenverkehr kostenfrei ist. „Das ist in vielen anderen Bundesländern nicht so“, sagte Braun.

Braun plädierte etwa dafür, das Parken im Ort für Anwohner teurer zu machen. „Einige, die ihre Fahrzeuge nur in der Gegend stehen haben, sollten sich überlegen, ob sie die Kiste überhaupt brauchen“, sagte Braun. Autofahrer seien die Einzigen, die gerade in Städten noch Platz abgeben könnten. „Meiner Ansicht nach fehlt dazu der politische Wille.“

Ilmenau erreichte in der Befragung des ADFC die Note 3,67. Die Noten entsprechen den Schulnoten von 1 (fahrradfreundlich) bis 6 (fahrradunfreundlich). Damit erreichte die Stadt in der Ortsgrößenklasse 20 000 bis 50 000 Einwohner Rang 82 von bundesweit 447 erfassten Orten dieser Klasse. Besonders positiv bewerteten die Befragten die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,5), dass Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung für Radfahrer geöffnet sind (2,6) und dass in der Stadt zügiges Radfahren möglich ist (2,7). Negativ fielen dagegen der Fahrraddiebstahl (4,8), die Ampelschaltungen für Fahrradfahrer (4,4) und das Fehlen von öffentlichen Fahrrädern und Fahrradverleihern (Note 5,2) auf.

Meiningen bekam die Gesamtnote 4,33 und landete damit auf Platz 387 der 447 Orte. Am positivsten bewerteten die Teilnehmer der Umfrage hier die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 3,1). Ampelschaltungen und Breite der Radwege kamen schlecht weg (jeweils 4,9). Der Mangel an Leihmöglichkeiten von Fahrrädern ist auch hier das größte Ärgernis (5,5).

Das sieht in Suhl mit der Note 5,6 für den Fahrradverleih nicht besser aus. Bemängelt wurden zudem die Verkehrsführung für Radfahrer in Baustellen und das Fehlen von Abstellanlagen für Fahrräder (jeweils 4,9). Noch am positivsten wurden die Bereiche Fahrraddiebstahl, Erreichbarkeit des Zentrums (jeweils 3,4) und Konflikte mit Fußgängern (3,5) bewertet. Insgesamt erhielt Suhl die Note 4,38 und lag damit auf Platz 408 von 447 Orten dieser Größenklasse bundesweit.

Am besten in Thüringen schloss mit der Gesamtnote 3,1 Sömmerda ab. Das ist Rang 14 von bundesweit 474 Orten in der Größenklasse unter 20 000 Einwohner. Erfurt kam in der Umfrage mit der Note 4,14 auf einen Mittelfeldplatz (Rang 16 von 26 Städten mit 200 000 bis 500 000 Einwohnern).

Der ADFC befragt alle zwei Jahre bundesweit Zehntausende Radfahrer und Radfahrerinnen, wie wohl sie sich in ihren Städten und Gemeinden im Sattel fühlen. Bundesweit nahmen an der aktuellen nicht repräsentativen Umfrage rund 245 000 Menschen teil. Sie ist offen für alle, richtet sich aber vor allem an Radfahrende. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden könnten, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten ab 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern mindestens 75 und bei Städten ab 200 000 Bewohnern wenigstens 100 Leute mitgemacht haben.

In Thüringen nahmen rund 3900 Menschen teil. Davon waren 8,5 Prozent Mitglieder des ADFC. „Es ist also keine reine Lobby-Veranstaltung“, sagte Braun. Innerhalb des Landes wurden 20 Orte ausgewertet.