Trauriges Jubiläum Unbekannte demolieren Bücherzelle zum zehnten Mal

Bereits zum zehnten Mal haben Unbekannte die Scheiben an der Bücherzelle auf dem Lerchenberg demoliert. Foto: Stadtverwaltung

Als Pate kümmert sich Rainer Hein seit einem guten Jahr um die Bücherzelle auf dem Lerchenberg. Er sortiert die Bücher, nimmt mal Müll oder zerknittertes Papier heraus – und entdeckt immer wieder Schäden, die richtig ins Geld gehen.

 
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Zella-Mehlis - Fassungslos stehen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung vor der Bücherzelle auf dem Lerchenberg. Zum zehnten Mal haben Unbekannte die Scheiben eingeschlagen. „Der Schaden ist am Samstagvormittag entdeckt worden, also hat sich die Tat offenbar in der Nacht von Freitag auf Samstag ereignet“, informiert Rathaussprecherin Andrea Grünkorn. Erneut müssen nun neue Scheiben gekauft und durch eine Spezialfirma eingebaut werden.

Auch Rainer Hein ärgert sich über die Zerstörungswut. Er ist seit einem guten Jahr als Pate der Bücherzelle im Einsatz. Der Zella-Mehliser sorgt dafür, dass Bürger, die in der ehemaligen Telefonzelle guten Lesestoff ablegen oder abholen möchten, dies auch tun können. „Ich schaue in regelmäßigen Abständen nach, ob alle Bücher in Ordnung und nicht beschmiert sind“, nennt er eine seiner Aufgaben. Auch wirft er einen Blick in die Literatur und prüft, ob sie zum Lesen für Groß und Klein geeignet ist. Hin und wieder müsse er die Bücher sortieren, weil sie wild gestapelt seien, ein anderes Mal nehme er zerknülltes Papier heraus. Kleinigkeiten, die der Ehrenamtler, der sich freiwillig für diesen Job gemeldet hat, gern erledigt.

Umso mehr schmerzt es ihn, wenn die Bücherzelle oder das Umfeld demoliert werden. Und das ist nicht zum ersten Mal passiert. Als im Zuge der Corona-Pandemie Schulen und Kindergärten schließen mussten, hatten die jungen Zella-Mehliser bunte Steine an der Bücherzelle abgelegt. Später lagen die Steine wild verstreut. „Wahrscheinlich wurde damit Fußball gespielt“, bedauert er.

Doch das ist nur eine Bagatelle. Eine Straftat hingegen ist das Zerstören fremden Eigentums. Und das passiert immer wieder. Das letzte Mal, als die Scheiben aus der Bücherzelle herausgebrochen wurden, hatte Rainer Hein den Schaden entdeckt und gemeldet.

Ende Oktober 2021 sind Randalierereien in Zella-Mehlis zur Stadtratssitzung thematisiert worden. Damals schlug Cornelia Köster (Freie Wähler) vor, Sitzmöglichkeiten zur Verbindung Anspelstraße wieder zu entfernen, weil nicht nur die Bank, auch das Umfeld an fast jedem Wochenende aussähen, als ob dort wild gewütet worden wäre. Auch ein Baum, einst als Baum des Jahres gepflanzt, sei damals blindwütig zerstört worden.

Unmut darüber äußerte auch Bürgermeister Richard Rossel und verglich die Verursacher mit „Horden blindwütiger Idioten“, die ihr Unwesen trieben. Und das besonders am Lerchenberg, wo allein die Bücherzelle wiederholt zerstört worden ist. „Das letzte Scheibenwechseln kostete 500 Euro“, machte er den Kostenfaktor deutlich, der die Stadtkasse sinnlos belastet. Zu diesem Zeitpunkt waren für die zehn Monate von Januar bis Oktober 2021 in Zella-Mehlis bereits 22 000 Euro für Reparaturen mutwillig zerstörter Einrichtungen zu berappen gewesen. 2019 beliefen sich die unnötigen Ausgaben für das gesamte Jahr noch auf 14 590 Euro und 2020 auf 21 600 Euro. Bereits im Oktober des vergangenen Jahres war diese Oktober-Summe auf 23 500 angestiegen, Schäden aus den Straftaten vom Dezember noch gar nicht berücksichtigt. at/dl

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