„Genderkritisch“
Freundlich ausgedrückt, könnten Terf-Positionen als „genderkritisch“ gedeutet werden. Es geht um klare Rollen. Sie befürchten – etwas verknappt: Männer könnten sich als Frauen „ausgeben“, um diese in ihren Schutzräumen wie öffentlichen Toiletten, Umkleideräumen oder Frauenhäusern zu missbrauchen.
Unterstützt werden derartige Bedenken durch Berichte wie über die Transfrau Demi M. aus den USA, die jüngst im Frauengefängnis Edna Mahan Correctional Facility for Women bei New Jersey zwei Insassinnen geschwängert hat. Der Geschlechtsverkehr sei laut der schwangeren Frauen einvernehmlich gewesen. Berühmt war die US-Frauenhaftanstalt bereits vorher: Es wurden in den vergangenen Jahrzehnten überproportional viele sexuelle Übergriffe gegenüber inhaftierten Frauen aufgedeckt – größtenteils verübt vom Personal der Vollzugsanstalt. Das Gefängnis steht kurz vor der Schließung.
Schutzlos gegen Übergriffe?
„Klein, aber laut und international vernetzt“, ist die Gruppierung der Terfs, sagt Gabriel-Nox Koenig vom Bundesverband Trans*. „Die Terf-Stimmen werden etwa seit einem Jahr lauter, seit das Selbstbestimmungsgesetz diskutiert wird“, sagt Koenig.
Mit dem Selbstbestimmungsgesetz soll das Transsexuellengesetz von 1980 abgelöst werden. Künftig könnte es Trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen möglich sein, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen. Terfs verstärken in dem Zusammenhang die Bedenken von Frauen, künftig schutzlos übergriffigen Männer ausgeliefert zu sein.
Das Gesetz ändere überhaupt nichts daran, wer jetzt schon welche Räume aufsuche, geben Transverbände zu verstehen. Es erleichtere vielmehr Transpersonen, endlich ein würdiges Leben führen zu können.
Welche Gefahr?
Inwiefern dieses Selbstbestimmungsrecht die Rechte von Frauen gefährdet, lässt sich unter anderem in Ländern wie Belgien, Dänemark, Norwegen oder Portugal nachprüfen. Insgesamt sind es bereits zehn Länder, in denen die Regelungen gelebt werden. Argentinien war 2012 Vorreiter. Die offizielle Bilanz nach zehn Jahren fällt unaufgeregt aus: keine nennenswerten oder aussagekräftige Vorfälle bekannt.
„Im Grunde geht’s darum, dass eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung eben auch gerne Menschenrechte hätte“, sagt Gabriel-Nox Koenig. Terfs, das eint sie, die möchten das nicht. Koenig erklärt: „Wenn man sagt, man nimmt die geäußerten Ängste ernst, dann muss man sich überlegen: Wie kann man Menschenrechte für Transpersonen sicherstellen und die Ängste und Bedenken von Frauen dabei mitdenken? Da spricht doch überhaupt nichts dagegen.“
Von einer Debatte fehlt bislang jede Spur. „Der Schluss kann doch nicht sein, Personen keine Menschenrechte zuzugestehen, nur weil andere unbegründete Angst davor haben“, sagt Koenig.
Web-Serie mit Laura Jane Grace
Sängerin
Die US-Sängerin Laura Jane Grace hat ihr Coming-out als Transgender Frau schon vor zehn Jahren gehabt. Sie steht weiterhin ihrer Band Against Me! als Sängerin und Gitarristin vor, veröffentlicht auch Soloplatten und engagiert sich für Transgender Personen. In der Web-Serie „True Trans“ reiste sie 2014 durch die USA, um mit trans Personen über ihren Weg zu sprechen. Bereits 2012 schrieb sie auf Twitter: „Ich habe eben erfahren, was Terfs sind. Sie sind nicht sehr nett.“