Hier liegt ein zentraler Unterschied zur toxischen Männlichkeit. Auch diese ist von übertriebenen Rollenbildern geprägt – nicht emotional sein, Stärke zeigen, dominant bis aggressiv auftreten –, aber das Toxische daran ist, dass Frauen ebenso wie Männer darunter leiden: Frauen, weil dieses Rollenbild etwa „Gewalt gegen Frauen nahelegt“, wie es in einem Artikel der Fachzeitschrift „Kriminalistik Schweiz“ heißt. Männer, weil sie keine weiche Seite zeigen dürften und Befindlichkeiten in ungesundem Maße verdrängen.
Die Forscherin hält wenig von toxischer Weiblichkeit
Bleibt noch eine Frage: Wie sehr bringen uns die Begriffe toxische Weiblichkeit und toxische Männlichkeit – beide geprägt von Aktivisten und Journalistinnen – eigentlich weiter?
Die Forscherin Nina Degele sagt: Diese Bezeichnungen würden in der Wissenschaft nicht genutzt, und sie seien unglücklich. „Es beginnt schon mit dem Begriff Weiblichkeit. Was genau ist damit gemeint? Außerdem suggeriert das, dass es eine genaue Abgrenzung zwischen männlich und weiblich gibt und nichts anderes“, sagt die Soziologin von der Uni Freiburg. Auch was toxisch sei, würde jede und jeder anders empfinden. Zwar gebe es natürlich problematisches Verhalten. „Aber ich würde das nicht Geschlechtern zuordnen“, sagt Degele, „sondern eher Strukturen.“
Nur arglose Frauen? Das wäre sexistisch
Autorin Daum schreibt in ihrem Text: Alle Geschlechter seien vielschichtiger, als das Begriffe wie toxische Männlichkeit oder toxische Weiblichkeit beschreiben würden. Aber: „Frauen sind keine einfachen, arglosen Geschöpfe, denen nur die unschuldigsten Motive zugeschrieben werden sollten.“ Denn das zu tun sei letztlich auch sexistisch.