Immer wieder wurde der gebürtige Hamburger auf diesen magischen Moment angesprochen. "Das war nicht nur ein Segen, das war viel mehr", erzählte Brehme anlässlich seines 60. Geburtstags. "Ich habe etliche Anfragen bekommen - das war schon gigantisch." Brehme wurde in Fernsehsendungen und zu etlichen andere Veranstaltungen eingeladen, und fast immer stellten die Menschen ihm dieselbe Frage: Wie war das denn so, den entscheidenden Elfmeter zu schießen? "Wenn man da steht, wird das Tor immer kleiner, und der Torwart, der wird immer größer", sagte er dann. "Man muss davon überzeugt sein, sonst wäre ich nicht zum Elfmeter hingegangen."
Der frühere Inter-Profi liebte Italien
Ins Fußballgeschäft, das betonte er vor drei Jahren, zog es ihn nicht mehr zurück. Seinerzeit erzählte Brehme gerne, dass er oft sehr früh aufstehe, "so halb sieben, sieben", und eine Fahrradtour mache. Auch lange nach seinen vier Jahren bei Inter Mailand von 1988 bis 1992 liebte er Italien, verbrachte gerne Zeit in Bardolino am Gardasee. Immer wieder zog es ihn "weg über den Brenner". Brehme hinterlässt neben seiner Lebensgefährtin Susanne Schaefer auch zwei Söhne aus einer früheren Partnerschaft. "Wir haben einen großartigen Menschen und einen treuen Freund verloren", sagte Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß.
Sehr berührt hatte Brehme Anfang des Jahres Beckenbauers Tod. Das Verhältnis zwischen dem Siegtorschützen und dem damaligen Teamchef war sehr eng. Brehme bestritt insgesamt drei WM-Endrunden, zwei davon unter Beckenbauer. Auch 1986 stand er mit Deutschland im verlorenen Finale gegen Argentinien. Seine beste Zeit als Vereinsspieler erlebte er in Mailand, wo er an der Seite von Matthäus Meister und UEFA-Cupsieger wurde. Für das Nationalteam bestritt er 86 Länderspiele, erzielte dabei 8 Tore.
Dem Vater für den Profitraum dankbar
Begonnen hatte die große Karriere in der Jugend beim HSV Barmbek-Uhlenhorst. Trainer war über viele Jahre sein Vater Bernd Brehme, im Fußball eine Trainer-Institution in der Hansestadt. "Ein Traum ist in Erfüllung gegangen, ich bin Profi und Nationalspieler geworden", sagte Brehme einmal dem "Kicker". Vor allem seinem Vater Bernd ist er dankbar, "wegen ihm habe ich es so weit geschafft, er war in der Jugend mein Trainer".
Der Legende nach ließ dieser seinen Sohn mit Medizinbällen schießen und mit Bleiwesten laufen. Das "Hamburger Abendblatt" erinnerte im vergangenen Jahr anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Vereins daran, wie der junge Andi in den Halbzeitpausen der Spiele der Herren-Mannschaft, als er als Sechs-, Siebenjähriger aufs leere Tor zulief und aus 16 Metern einschoss. Die Verbundenheit nach Hamburg blieb - auch während seiner Profi-Stationen Saarbrücken, Lautern, Bayern, Inter und Real Saragossa.
Weniger erfolgreich im Trainergeschäft
Weniger erfolgreich verlief Brehmes Karriere als Trainer in Kaiserslautern, Unterhaching und als Assistent von Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart. Das änderte aber nichts daran, dass ihm sein Platz als einer der Großen der deutschen Fußballgeschichte sicher ist. Auch wegen vieler Sprüche, die ihm zugeschrieben werden. "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!", lautete eine dieser Aussagen, die jeder Fan kennt.
Die Werbung, die Brehme für die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) - landläufig Idiotentest genannt - machte, erinnerte an einen nicht so lustigen Moment in seinem bewegten Leben. In einem Interview des "Stern" sprach er im November 2022 über einen "schweren Fehler" bei einer Autofahrt mit 1,78 Promille. Der Führerschein war weg, 30.000 Euro Strafe musste er bezahlen. "Es dauert einige Zeit, bis man erkennt, dass eine besoffene Autofahrt nicht bloß ein Lapsus ist, sondern dass man sein Leben hinterfragen und ändern muss", sagte Brehme damals. Er versuchte, anderen zu helfen.
Schmunzeln konnte Brehme über einen Fauxpas, der viral ging. In einem Videoclip sandte er Geburtstagsglückwünsche an einen Fan - und im Hintergrund war am Ende des Filmchen viel nackte Haut seiner Frau zu sehen. Brehme bewies die Lockerheit, die man so sehr an ihm mochte. "Jetzt weiß die ganze Welt, welch eine tolle Frau ich habe! Hätte nicht passieren sollen, aber ich kann über mich selbst lachen. Künftig lasse ich besser Susanne filmen...", sagte Brehme im vergangenen Jahr der "Bild".