Bei Vögeln endet eine Infektion mit einem hochpathogenen Virus fast immer tödlich. Nach einer Schätzung des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten sollen allein in Europa in der Saison 2021/22 rund 50 Millionen Tiere verendet sein. Auch an der Nord- und Ostsee kam es im Frühsommer 2022 zu starken Infektionswellen insbesondere bei Seevögeln, die in Kolonien brüten. Es hat laut FPI starke Verluste „bis hin zu existenziell bedrohlichen Einbrüchen“ etwa bei Seeschwalben, Möwen oder Basstölpeln gegeben. Für den zurückliegenden Winter liegen noch keine Einschätzungen vor.
Was bedeutet es, dass sich auch Säugetiere anstecken?
Weltweit wurden immer wieder Fälle von Infektionen bei Bären, Ottern, Robben, Füchsen oder auch bei zwei Hauskatzen registriert. Ende März bestätigte das FPI, dass das Virus erstmals auch in Deutschland bei vier Füchsen in Niedersachsen nachgewiesen wurde. Das sei nicht unerwartet, urteilt das FPI. Beunruhigend ist aber ein Fall Ende Oktober 2022 in Spanien, wo sich Nerze in einer Pelztierfarm gegenseitig angesteckt haben – es scheint die erste Übertragung von Säugetier zu Säugetier zu sein.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Auch Menschen können sich gelegentlich anstecken; fast ausnahmslos sind bisher Personen betroffen, die engen Kontakt zu Geflügel gehabt haben. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) müssen Menschen wohl sehr große Virusmengen aufnehmen, um sich zu infizieren. In der derzeitigen Infektionswelle wird bis Ende Januar dieses Jahres von weltweit fünf Fällen berichtet. Alle Infektionen bis auf eine verliefen milde. Im März ist eine Frau in China gestorben. Grundsätzlich kann die Vogelgrippe auch für den Menschen sehr gefährlich werden: Dem RKI zufolge sind seit 2003 weltweit 2600 Erkrankungen von Menschen nachgewiesen – davon verliefen 1100 tödlich. Das bedeutet aber nicht, dass die Todesrate bei fast 50 Prozent liegt, weil viele Infektionen unbemerkt bleiben.
Wie wahrscheinlich ist eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung?
Grundsätzlich betont das RKI, dass für die Allgemeinbevölkerung kein erhöhtes Risiko bestünde. Angesichts vieler Millionen infizierter Vögel seien die bekannten Infektionen bei Menschen wenig. Allerdings seien, so das FPI, in den erwähnten Nerzen und bei anderen Säugetieren erste Virusmutationen nachgewiesen worden, „die den Viren Vorteile bei der Vermehrung in Säugetieren verschaffen.“ Es handle sich aber nur um erste Schritte: „Für eine effektive Übertragung von Säugetier zu Säugetier muss das Virus eine Reihe weiterer Hürden überwinden, wofür es bisher keine Anzeichen gibt.“ Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gab es jedenfalls bisher nicht. Ob das passieren kann, lässt sich laut RKI nicht vorhersehen. Die WHO ist kürzlich deutlicher geworden. Die Situation sei global schlechter geworden, weshalb auch das Risiko für den Menschen gestiegen sei, sagte die Direktorin der WHO-Abteilung für die Vorbereitung auf Infektionsgefahren, Sylvie Briand: „Es besteht kein Anlass zur Panik. Aber wir müssen prüfen, wie gut wir vorbereitet sind.“
Kann man sich über das Essen von Geflügelfleisch infizieren?
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung ist eine Übertragung des Erregers über Lebensmittel nicht ausgeschlossen, gilt aber als unwahrscheinlich. Bislang gebe es keinerlei Hinweise auf eine Infektion über diesen Weg, so die Sprecherin Jessica Ebelt. Wer sicher sein will, sollte Fleisch und Eier vor dem Verzehr ganz durcherhitzen.