Tierschutz Kröten über die Straße helfen

Annett Recknagel

Die NABU-Ortsgruppe in Breitungen ist gegenwärtig dabei, Kröten vor dem Unfalltod zu retten. Ein 800 Meter langer Zaun wurde nun in Richtung Knollbach aufgestellt.

 
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Breitungen - Der letzte Ferientag und Sten war am Samstag früh, um 9 Uhr, pünktlich im Knollbach. Handschuhe, Mütze, dicke Jacke und feste Schuhe gehörten dazu. Im Handumdrehen hatte der Sechstklässler die blaue Weste übergestreift und einen Hammer in der Hand. Sten gehört zur Ortsgruppe des Naturschutzbundes in Breitungen. Und am Samstag begann dessen Saison mit dem Bau eines Amphibienschutzzaunes. Um die 20 Vereinsmitglieder halfen mit.

Das benötigte Material hatte man per Anhänger vor Ort gebracht. Es galt, die grüne Gaze über eine 800 Meter lange Strecke am Straßenrand zu befestigen. Die Breitunger Naturschützer haben diesbezüglich Erfahrung. Seit zehn Jahren retten sie im Knollbach Kröten, Molche und deren Verwandte vor dem Unfalltod. Dank des Schutzzaunes marschieren die Amphibien nicht mehr über die Fahrbahn, sondern bewegen sich so lange entlang des Zaunes, bis sie in die Auffangeimer plumpsen. „Um die 1000 Tiere waren es in der letzten Zeit“, erklärte Matthias Wilke, der Vorsitzende der Ortsgruppe Breitungen. Es habe aber auch schon Zeiten gegeben, da spazierten doppelt und dreifach so viele Kröten in die Eimer. In regelmäßigen Abständen werden insgesamt 25 Eimer eingegraben. Sie haben Löcher, damit das Wasser abfließen kann.

Das Aufbauen des Zaun steht Jahr für Jahr im Februar an. „Die Kröten haben kein Corona und Autofahrer gibt es hier entlang auch in der Pandemie sehr viele“, sagte Wilke. Zudem bewege man sich beim Zaunaufbau an der frischen Luft und das tue in der Pandemie gut.

Der älteste Helfer am Samstag war Dietrich Roese vom Angelsportverein. Mit Dennis Ullrich half ein junger Mann mit, der gegenwärtig seinen Bundesfreiwilligendienst absolviert. Begonnen wurde einige Meter vor der Unterführung im Knollbach. Entlang der Strecke wurden alle zwei Meter Stäbe in die Erde gebracht, an denen Halterungen zu befestigen waren. Dann kam die Gaze dran. Bis Mittag hatten die Akteure gut zu tun. Die benötigten Materialien stellt die untere Naturschutzbehörde zur Verfügung. Der Zaun bleibt sechs bis acht Wochen stehen und mit weiterer Arbeit verbunden.

Seit Sonntag wird fleißig abgelesen. Unter der Woche sind zwei Personen unterwegs, um die Eimer mit den Kröten über die Straße zu bringen und zu entleeren. „Am Wochenende mache ich das“, sagte Matthias Wilke und sprach von einer halben Stunde Zeit, die man investiert. Jede Kröte wird notiert, um am Ende Bilanz ziehen zu können. Demnächst möchte man auch Feuersalamander schützen.

Wichtig ist es dem Vereinsvorsitzenden, junge Leute für die Arbeit der Ortsgruppe zu begeistern. So soll in diesem Jahr eine Jugendgruppe aufgebaut werden. Die Naturschützer wollen dabei mit der Grundschule in Fambach und der Regelschule in Breitungen zusammenarbeiten. Die Nabu-Ortsgruppe bietet an Samstagen Aktionen rund ums „Krötentaxi“ für Kinder und Jugendliche an. Mädchen und Jungen sind willkommen, um von den Naturschützern zu lernen. Verbunden sind die Samstage mit Informationen zu Erdkröten und Co. Unter anderem können die Tiere genau angeschaut werden. „Das kommt bei den Kindern immer sehr gut an“, so Wilke.

Übers Jahr gibt es noch weitere Aktivitäten der Ortsgruppe. Alle freuen sich und hoffen, dass der Veranstaltungsplan in diesem Jahr trotz Corona greift. Informationsabende, Ausflüge, ein Sommerfest und ein Aktionswochenende auf der Streuobstwiese sind geplant. Ende Mai steht im Naturschutzgebiet Breitunger Seen die Landschaftspflege an. Mahd und Heumachen sollen möglichst viele Teilnehmer locken. Im Spätsommer will man wieder Fledermäuse beobachten. Das Apfelfest steht Ende Oktober im Plan. Mit der Obstbaumpflege auf der Streuobstwiese endet das Jahr.

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