Thüringer Kindergipfel Viele Fragezeichen über den Köpfen

Anica Trommer

18 Forderungen aus den verschiedensten Lebensbereichen haben Zehn- bis Fünfzehnjährigen, die am Wochenende beim Thüringer Kindergipfel dabei waren, formuliert. Mit diesem Zukunftsvertrag haben sie sich am Sonntag an den Staatssekretär für Bildung gewandt.

 
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Dass er selbst gar kein Neun-Euro-Ticket besessen hat, gibt Winfried Speitkamp nur ungern zu. Er fahre in der Stadt viel mit dem Fahrrad, verteidigt sich der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Für Fahrten über Land nutze er allerdings das Auto, schränkt er ein. Die 100 Kinder, die vor ihm sitzen, sind mit diesen Aussagen nicht zufrieden. So gut wie alle Zehn- bis 15-Jährigen, die am Wochenende beim Thüringer Kindergipfel mitgewirkt haben, sind in den vergangenen Monaten mit dem günstigen Zug-und Busticket in die Schule oder in den Urlaub gefahren. Nur allzu verständlich ist daher ihre Forderung nach einem Nachfolge-Ticket.

Es ist aber nur eine von insgesamt 18 Forderungen, die die Kinder in den vergangenen Tagen formuliert haben. In Workshops haben die jungen Thüringer sechs Themenfelder bearbeitet und sich nicht nur mit Verkehr, sondern auch mit Umwelt und Klimaschutz, Antidiskriminierung, Jugendschutz, Digitalisierung und natürlich Bildung auseinandergesetzt. Sie wünschen sich unter anderem weniger Müll in den Meeren, mehr Projektarbeiten zu Antidiskriminierung und eine Online-Meldestelle für Cyberkriminalität. In der Schule braucht es mehr Sozialarbeiter und einen Lehrerberuf, der attraktiver wird, so weitere Forderungen. Auch wollen die Kinder von Winfried Speitkamp wissen, ob Lehrpläne überarbeitet werden, um Druck von den Schülern zu nehmen.

Von einem Umbau des Schulsystem träumt der Staatssekretär, gibt er zu. Lehrpläne müssten aufgreifen, was gebraucht werde. In einigen Fächern könne auch nach gemeinsam erarbeiteten Ideen gelernt werden, anstatt nach striktem Plan. „Dann habt ihr Spaß beim Lernen und der Druck wird geringer“, ist er sich sicher. Ein Format wie der Kindergipfel trage dazu bei, Jugendliche mehr Gehör bei diesen Dingen zu verschaffen, lobt er das Format, das alle zwei Jahre in einer anderen Stadt stattfindet.

Doch die Kinder fordern nicht nur von der Politik. Im Rahmen des von von der Naturfreunde-Jugend organisierten Gipfels entwickelt sie die passenden Selbstverpflichtungen. Etwa jene, Bus und Bahn zu nutzen, sollte es wieder ein günstiges Nahverkehrsticket geben. Sie würden weniger Plastik kaufen, wenn dafür die Umwelt geschützt wird und sie würden die technischen Geräte, die ihnen für die Schule zur Verfügung gestellt werden sollen, auch pfleglich behandeln.

Mit ihren Unterschriften besiegeln die Kinder schließlich den Vertrag. In zwei Jahren wird geprüft, welche Forderungen von den Thüringer Politikern umgesetzt wurden.

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