Thüringer helfen "Dass ich so etwas nach all den Niederlagen erleben darf"

Doris Immel (l.) freut sich über den 3000-Euro-Scheck, den Klaus-Ulrich-Hubert von "Freies Wort hilft" überreicht. Der alte Wagen (hinten) hat bald ausgedient. Quelle: Unbekannt

Am Mittwoch endete eine weitere Unterstützungsaktion dieser Zeitung und ihres Hilfswerks erfolgreich: Doris Immel aus Schwarza kann trotz Krebsfolgen weiter aktiv und mobil am Leben teilhaben.

 
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Schwarza - "Ich habe fast jeden Mut verloren", sagte Mitte August die 55-jährige aus Schwarza bei Meiningen, die seit 1994 an einer seltenen, viele Jahre falsch diagnostizierten und seltenen Krebserkrankung im Bein leidet. Samt vielerlei Folgen für ihr weiteres Leben: Mit Arbeitsunfähigkeit. Mit schändlichen Ergebnissen von Gerichtsprozessen wegen medizinischen Pfuschs. Mit der Niederlegung ihres langjährigen Ehrenamtes als Schöffin. Mit persönlich verbitterter Gänsefüßchen-Setzung zum Begriff "Rechtsstaat" ...

Und dann im Februar bei Glatteis die gemeinsame Landung mehrerer Autos in der Leitplanke. "Sogar ein Polizist legte sich bei den Unfallaufnahmen!" Der alte Kleinwagen von Doris wurde zwar wieder halbwegs fahrbereit gemacht. Aber der ist so alt wie Doris' Leidensweg: Die Werkstatt erinnerte mit Blick auf notwendige Reparaturen wegen verzogenen Rahmens, Rost, Motorproblemen und anderen TÜV-Fallen an das Prinzip: Die Brühe nicht teurer werden lassen als die Wurst! Doch Doris hat wöchentlich viele Anfahrten zu Therapien, Reha-Maßnahmen, für die die Krankenkasse viel lieber Kilometergeld statt Taxirechnungen begleicht.

Und bei 514,93 Euro Rente - welche Alternativen gibt es da? Doris schrieb massenweise Stiftungen an, schilderte ihre finanzielle und gesundheitliche Lage (mittlerweile mit gefährlichen Krebsmetastasen). Nahezu genau die jetzt übergebene Spendensumme fehlte noch für die Kofinanzierung (insgesamt gut 10000 Euro) mit mehreren Stiftungen. Die zahlen grundsätzlich nur, wenn dafür ein lange haltbarer Neu-Kleinwagen mit Schwerbehindertenrabatt gekauft wird. "Ein Neuwagen also nicht aus Eitelkeit, sondern aus Zweckmäßigkeit und günstigen Wartungskosten", ergänzt Doris Immel.

Dass sie weniger als einen Monat später zumindest finanziell wieder etwas Mut fassen konnte, verdankt sie vielen Zeitungsleserinnen und -lesern. Die hatten 2775 Euro auf das Konto von "Freies Wort hilft - Miteinander, Füreinander" gespendet, die nun vom gemeinnützigen Verein dieser Zeitung - auf 3000 Euro aufgerundet - überreicht wurden.

Aber das war nicht alles an Hilfe. "Sie glauben nicht, was los ging, nach dem die Zeitung mit meiner Geschichte erschienen war. Ich hatte 138 Anrufe! Dazu der Postkasten voller Briefe. Gute Nachricht auch nun auch von der AOK wegen meiner Kur und von der Wohngeldstelle... Sogar aus Berlin, wo ein Ex-Thüringer noch sein Freies Wort bekommt. Eine ganz liebe Rosi Hoffmann aus Bad Liebenstein legte spontan zehn Euro Soli rein. Ob in Worten der Solidarität, aus denen oftmals zugleich ein Aufschrei gegen Ungerechtigkeiten hier und heute klang, wie im Gespräch mit Frau Breidenbach (über deren Schicksal nach einem Zeckenstich wir hier am 13. Mai berichteten). "Nun die vielen Geldspenden für mich: Ich danke aus tiefstem Herzen, dass ich so etwas nach all den Niederlagen und Wahnsinnsschmerzen der letzten anderthalb Jahrzehnte erleben darf - danke, danke!"

Gleich nach der Scheckübergabe an Frau Immel hatte die ihren Gratis-Lebensmittel-Abholtermin für Bedürftige bei der Meininger Tafel. "Nicht so sehr weit von Schwarza unterm Dolmar bis dort hin", sagt Doris. Und freut sich, dass ihr ausgedienter automobiler Freund nach einigem Bemühen anspringt. Bis Oktober, wenn seine Ablösung kommt, muss er noch durchhalten. uhu

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