Thüringer Fußball Die Meinungen gehen weit auseinander

Felix Böhm
Zwangspause: Wegen Corona ruht der Spielbetrieb in Thüringen seit November. Wann und unter welchen Bedingungen er fortgeführt wird, ist offen. Foto: Imago

Ein Video macht in der Thüringer Fußballwelt die Runde. Mehrere Vereine aus verschiedenen Kreisen und Spielklassen üben Kritik an einem möglichen Spielbetrieb unter 2G. „Fußball für alle oder niemanden“, so das Motto der Vereinsvertreter.

 
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Erfurt - „Die geplante 2G-Regel finde ich nicht tragbar. Denn jeder Mensch, egal ob geimpft, getestet oder genesen, sollte Sport machen dürfen. Würden wir uns alle testen, wäre das wohl das Sicherste“, sagt Timo Grau, Kapitän des SV Moßbach im Video. Auch sein Trainer Jens Herzog blickt einem Spielbetriebs-Fortsetzung unter 2G kritisch entgegen. „Es geht uns nicht darum, Politik zu machen oder irgendetwas anzuzweifeln. Uns geht es um den Fußball. Wir sagen entweder 3G oder 1G“, so Herzog, der unter 2G-Auflagen zudem einen immensen Verwaltungsaufwand für die Vereine befürchtet.

Über 20 Sportfreunde aus elf Thüringer Fußball-Vereinen trafen sich jüngst, um ihre Kritik an den Regularien per Video darzustellen, einige Vereinsvertreter äußerten sich zudem. Bisher wurde der Clip bereits 5500 Mal angesehen. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass weitere Vereine die Unterstützung der Initiative angekündigt haben sollen.

Doch was würde es bedeuten, wenn man dem Spielbetrieb unter 2G eine Absage erteilt? „Wir können keine Regelungen einführen wie 1G oder 3G. Das macht der Gesetzgeber und der sagt, wir können aktuell unter 2G spielen. Daraus ergeben sich zwei Alternativen: Entweder wir spielen unter den gegebenen Vorschriften oder spielen nicht. Dann müsste man eine weitere Saison abbrechen“, sagt Sven Wenzel, der Vorsitzende des Spielausschusses im Thüringer Fußballverband (TFV). Zugleich gab Wenzel zu bedenken, dass der große Teil der Bevölkerung geimpft sei. Wenn man unter der gegebenen Vorgabe nicht spielen würde, müssten auch die drunter leiden, die eigentlich dürften.

Am Montagabend hat sich der TFV-Spielausschuss mit Vereinsvertretern der Landesklasse virtuell beraten. Klar ist: Die Meinungen gehen weit auseinander. Das sei zu erwarten gewesen, bemerkten einige Teilnehmer. Mehrere Vertreter äußerten in ihren Wortmeldungen, dass ein Spielbetrieb unter 2G keine Option für sie sei. Sogar mit Klagen drohte mancher Funktionär im Fall der Wiederaufnahme unter 2G. Teilweise wurde die Diskussion auch emotional, meistens blieb sie aber sachlich.

Neben der Kritik einer möglichen Weiterführung unter der aktuellen Verordnung äußerten sich auch Fürsprecher. Ihr Hauptargument: Endlich wieder Fußball spielen. Logisch, dass auch sie das am liebsten ohne irgendwelche Beschränkungen tun würden. Sollte die Alternative aber weiterhin nur Stillstand sein, dann sollte ihrer Meinung nach der Spielbetrieb auch unter 2G wieder aufgenommen werden. Zudem wurde erklärt, dass es schwierig sei, geimpften Spielern zu erklären, dass weiterhin kein Spielbetrieb stattfindet. Dieser ruht seit November.

Politik setzt Leitplanken

Wie man die Corona-Sachlage im Fußball-Lager auch bewerten mag, welche Motive, Gründe und Argumente zu den verschiedenen Meinungen der Vereine und ihrer Vertreter führen, etwas zeigte die Konferenz ganz deutlich: Einigkeit sieht anders aus. Es wird wohl kaum eine Regelung gefunden, mit der alle zufrieden sind. Zudem betonte Sven Wenzel auch während der Sitzung nochmals, dass die Handhabe, unter welchen Bedingungen aktuell überhaupt Sport getrieben werden darf, eben eine der Politik sei und nicht im Fachverband entschieden werde.

Am kommenden Freitag tagt der TFV-Vorstand. Er wird auch darüber beraten, wie es weitergehen soll und dabei die Argumente aus der virtuellen Sitzung einbeziehen. Doch wie es auch kommt: Eine 1A-Lösung gibt es in Corona-Zeiten ohnehin nicht.

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