Thüringen Wenig Infektionen: Kommunen fahren Corona-Krisenstäbe zurück

Andreas Hummel,
Eine Frau trägt vor einer Apotheke eine Mund- und Nasenmaske. Foto: Fabian Strauch/dpa/Archivbild

Nachdem der Freistaat seinen Corona-Krisenstab aufgelöst hat, fahren auch immer mehr Kommunen die Arbeit ihrer Pandemiestäbe zurück.

 
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Nachdem die Landesregierung ihren Krisenstab zur Corona-Pandemie aufgelöst hat, fahren auch immer mehr Kommunen die Arbeit ihre Pandemiestäbe zurück. In vielen Landkreisen und kreisfreien Städten treffen sich diese Runden inzwischen nur noch ein oder zwei Mal pro Woche, in anderen wurden sie komplett in den Standby-Modus versetzt, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Begründet wird das mit dem Rückgang der Infektionszahlen.

Der Krisenstab der Landeshauptstadt etwa hat vorerst seine Arbeit beendet. Es seien viele Corona-Maßnahmen unkompliziert auf den Weg gebracht worden, resümierte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD). Falls es wieder mehr Infektionen in der Stadt geben sollte, würden die Treffen mit Fachleuten verschiedener Ämter, Kliniken und Kassenärztlicher Vereinigung wieder anlaufen. Im Eichsfeld hatte Landrat Werner Henning (CDU) Anfang vergangener Woche verkündet, dass der Krisenstab seine Arbeit vorerst beende. Am Wochenende hatte der Stab dann aber nach der Diagnose einer Infektion bei der Mitarbeiterin eines Pflegeheims reaktiviert werden müssen.

Auch im Saale-Orla-Kreis, wo Anfang März die erste Corona-Infektion in Thüringen nachgewiesen worden war, wird der Stab am Dienstag wohl zum vorerst letzten Mal zusammenkommen. Landrat Thomas Fügmann (CDU) wies darauf hin, dass die letzte bestätigte Infektion mehr als zwei Wochen zurückliege. Der Pandemiestab habe entscheidend dazu beigetragen, «die Viruslast» im Zaum zu halten. «Nicht zuletzt, weil von Beginn an beherzt gehandelt wurde - auch gegen anfängliche Widerstände.» Dabei verwies Fügmann etwa auf Unmut über das frühe Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 50 Menschen.

In anderen Regionen sind die Stäbe weiter gefordert. So etwa im südthüringischen Kreis Sonneberg, wo die Infektionsrate zuletzt noch um die kritische Marke von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche lag. Um die Pandemie einzudämmen, arbeite der Stab nach wie vor täglich - ebenso wie die Hotlines, hieß es im Landratsamt.

In Gera wird ebenfalls noch kein Ende erwogen und auf die Gefahr einer zweiten Infektionswelle verwiesen. «Auch wir in Gera müssen sehen, dass wir angesichts Corona einerseits Normalität verantwortungsvoll zurückgewinnen und andererseits wachsam und vorbereitet bleiben», sagte der Leiter des Krisenstabs, Bürgermeister Kurt Dannenberg (CDU).

Nach wie vor sei «abgestimmtes, sorgfältiges und pragmatisches Handeln geboten», hieß es aus dem Landratsamt Greiz. Dort wird - wie auch in anderen Landkreisen - darauf hingewiesen, dass mit der neuen Verordnung des Landes die Verantwortung für Anti-Corona-Maßnahmen in die Hände der Kommunen gelegt wurde.

Für die Mitarbeiter des Krisenstabes bedeute das mehr Arbeit, betonte der Vize-Landrat des Altenburger Landes, Matthias Bergmann. Er leitet den 15-köpfigen Stab des dortigen Landratsamtes. Es gelte, neue Infektionen rasch zu erkennen, weitere Ansteckungen zu verhindern und im Falle erhöhter Infektionszahlen die Arbeit der Landkreisverwaltung aufrecht zu erhalten. Die Lage sei noch fragil, hieß es.

Im Weimarer Rathaus wird betont, mit jeder neuen Verordnung kämen viele Fragen von Bürgern und Institutionen auf, die durch den Stab beantwortet werden müssten, um ein einheitliches Vorgehen zu gewährleisten. «Der Stab bleibt weiter einsatzbereit, um rechtzeitig einzugreifen, sollte sich die Lage verändern», erklärte dessen Leiter Ralf Kirsten. In Jena, Thüringens zweitgrößter Stadt, gibt es weiter tägliche Lagebesprechungen. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, sondern lediglich in eine neue Phase übergegangen, hieß es.

Dort, wo sich die Krisenstäbe seltener treffen oder ihre Arbeit ganz ruhen lassen, gehen die Aufgaben direkt an die zuständigen Ämter - vor allem die Gesundheitsämter - über. Das Land hatte schon Anfang des Monats seinen wegen der Corona-Pandemie einberufenen Krisenstab unter Leitung des Innenministeriums aufgelöst; die Krisensteuerung obliegt seither dem Gesundheitsministerium.

In Thüringen sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie mehr als 3100 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 bestätigt worden und mehr als 170 Menschen an oder mit einer Infektion gestorben. Die Infektionsrate lag zuletzt aber landesweit nur noch unter 4 neuen Infektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb einer Woche. dpa

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