Thüringen Vorstoß zu längeren Weihnachtsferien wegen Corona sorgt für Debatten

Symbolbild: Schule Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Zwei Tage längere Weihnachtsferien und damit eine Art natürliche Corona-Quarantäne vor dem Familienfest - dieser Vorschlag sorgt in Thüringen für Pro und Contra.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Landtagsfraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, hat die Verlängerung der Weihnachtsferien in Thüringen um einige Tage vorgeschlagen. Wenn die Kinder ab dem 19. Dezember nicht mehr in die Schule gingen, würde das vor Weihnachten «wie eine sechstägige natürliche Quarantäne wirken», sagte Hennig-Wellsow am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Damit gäbe es beim Weihnachtsfest auch etwas mehr Sicherheit für ältere Familienmitglieder. «Niedersachsen prüft das auch.» Ihr Vorschlag stieß auf kontroverse Reaktionen von Zustimmung bis Ablehnung.

Das Erfurter Bildungsministerium reagierte distanziert. «Wir sind nicht dafür - Stand jetzt», sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Alle Untersuchungen belegten, dass von Schulen und Kindergärten keine erhöhte Infektionsgefahr ausgehe. «Die Ferien zu verlängern bringt damit nicht weniger Infektionen.» Allerdings schließe das Ministeriums nicht aus, dass einige Tage längere Weihnachtsferien Teil eines Stufenkonzepts sein könnten, sollte die Zahl der Corona-Infektionen nicht eingedämmt werden können.

Unterstützung kam dagegen vom Thüringer Lehrerverband. «Wir erachten es für sinnvoll, auf diese Weise das kontaktarme Zeitfenster vor den Feiertagen auszudehnen und so das Risiko von Ansteckungen innerhalb der Familien zu verringern», erklärte der Verband. Es gehe schließlich nicht um die massenhafte Verschiebung von Ferienzeiten. Diese beiden Tage könnten sicher von den Eltern gut organisiert werden. Ob für diese Zeit gesonderte Hausaufgaben verteilt werden, sollte im Ermessen der Lehrer liegen. Der Verband verlangte, schon heute den Schulen befristet Unterstützungspersonal für Aufsichten und Betreuung zu geben.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, lehnte eine Verlängerung der Weihnachtsferien ab. «Es ist in den vergangenen Monaten bereits so viel Unterricht ausgefallen, dass es auf jeden Tag ankommt, den versäumten Stoff nachzuholen», erklärte er. Eine Verlängerung der Ferien sei faktisch nichts anderes als ein erneuter Lockdown. Wo Infektionen unter Schülern bekannt werden, würde bereits jetzt auf Distanzunterricht für die betroffenen Klassen umgestellt. Kritisch äußerte sich auch SPD und Grüne.

Schulschließungen stellten berufstätige Eltern vor eine enorme Herausforderung, erklärte die SPD-Abgeordnete Diana Lehmann. Auch sie sieht in dem Vorschlag von Hennig-Wellsow einen Lockdown für die Schulen. Die SPD erwarte einen Vorschlag aus dem Bildungsministerium, wie Kita- und Schulbetrieb trotz Corona sichergestellt würden.

Auch für die Grünen habe die Sicherung des Unterrichts Priorität, erklärte deren Fraktionsvorsitzende Astrid Rothe-Beinlich. Hennig-Wellsow betonte, Priorität habe auch für sie, dass Kindergärten und Schulen offen bleiben könnten.

Sandro Witt, Leiter des Landesbüros vom DGB Hessen-Thüringen, erklärte, der Ferien-Vorschlag würde nur funktionieren, wenn berufstätige Eltern dann zusätzliche Urlaubstage bekämen oder einen finanziellen Ausgleich für unbezahlten Urlaub. Besser wäre es jedoch, die Schulen offen zu halten. dpa

Autor

Bilder