Wenn Hannelore Witzmann unterwegs eine Schwalbe sieht oder knattern hört, "flattert mir das Herz", sagt sie. "Und meist rufe ich dann: Meine Hand für mein Produkt!" Die kleine, adrette Frau lacht herzhaft. Klar war es der Slogan aus der sozialistischen Produktion. Doch trefflicher kann man ihr Verhältnis zur Schwalbe nicht beschreiben. Sie, die selbst nie das Mokick aus der Suhler Serie fuhr, kennt jedes Bauteil, jede Schraube, jedes Gummiteil an diesem Vögelchen. 28 Jahre stand sie in der Schwalbe-Montage, hat sich zum Springer hochgearbeitet und beschreibt jeden Handgriff. Immer noch. Jetzt steht sie in ihrer Küche, hat die Halle und das Band vor Augen und geht Namen für Namen durch. Sie weiß genau, wer welche Gewinde geschnitten, die Scheinwerfer eingebaut oder die Motoren eingehangen hat. "Und Karl-Heinz war für die Rahmen, Kippständer, Bremshebel und Federbeine zuständig", sagt sie und lächelt ihn an. Obwohl, ja, obwohl er ihr wegen der Federbeine widerspricht. Fast 47 Jahre sind sie jetzt verheiratet. Verschwalbt könnte man sagen. Denn der Kult-Vogel hat die beiden zusammen geführt.