Erfurt - Die Eigentümer von Schloss Bockstadt bei Eisfeld haben offensichtlich kein Problem mit einem möglichen Verkauf der Immobilie an den Rechtsextremen Tommy Frenck. Nach Angaben des Rechtsanwalts Benjamin C. Richert, der die Verkäufer des Schlosses vertritt, habe er "mit den Verantwortlichen auf Verkäuferseite gesprochen und hierbei die Auskunft erhalten, dass man für den Fall, dass kurzfristig keine Einigung mit der bevorzugten Käuferseite zustande kommt, auch an Herrn Frenck verkauft würde", sagte Richert unserer Zeitung. "Dies natürlich vorbehaltlich der weiteren Bonitätsprüfung und so weiter." Richert hatte in der vergangenen Woche erklärt, es gebe neben Frenck noch eine seriöse Interessentin für die Immobilie. Der Thüringer Verfassungsschutz gibt in diesem Fall zu bedenken, dass die bekundeten Kaufabsichten Frencks auch nur ein Bluff sein könnten.

Frenck hatte Richert nach früheren Angaben des Rechtsanwaltes über einen Mittelsmann kontaktiert und sich danach erkundigt, ob das Schloss wieder zum Verkauf stehe. Dabei habe dieser Mittelsmann im Namen von Frenck ernsthaftes Interesse an der Immobilie bekundet und sich auch nach dem Kaufpreis erkundigt, hatte Richert gesagt. Ein im Sommer verkündeter Verkauf des Schlosses bei Eisfeld an einen Investor, der daraus angeblich eine Senioren-Residenz machen wollte, war zuvor geplatzt. Frenck gilt als eine zentrale Figur der rechtsextremen Szene in Thüringen und darüber hinaus.

Eine Sprecherin des Thüringer Verfassungsschutzes sagte, Frenck werde nach Einschätzung des Nachrichtendienstes "seine Absichten, für Szenetreffen der verschiedensten Art geeignete Immobilien zu erwerben, bis auf Weiteres verfolgen". Frencks Bestreben, gerade auch für Rechtsrock-Konzerte geeignete Objekte oder Veranstaltungsflächen zu erlangen, sei bekannt.

Gebäude und Anlagen wie Schloss Bockstadt erschienen dafür allerdings "eher weniger geeignet", weil die Immobilie unter Denkmalschutz steht. Für den Umgang mit solchen Objekten würden hohe behördliche Auflagen gelten, was eine Sanierung der Anlage kostenintensiv mache, argumentierte die Sprecherin. "Mitunter dienen Rechtsextremisten Interessenbekundungen an einem Objekt dazu, sich als vermeintlich solvente Akteure zu geben, öffentliche Aufmerksamkeit zu erreichen und nicht zuletzt auch Behördenkapazitäten zu binden", sagte sie. Dessen ungeachtet prüfe der Verfassungsschutz sämtliche vorhandenen Hinweise zu etwaigen Immobilienkäufen durch Rechtsextremisten.

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatte in den vergangenen Jahren immer wieder erklärt, Rechtsextreme würden auch deshalb große Konzerte oder Kampfsportveranstaltungen organisieren können, weil es Unternehmen und Menschen gebe, die keinerlei Probleme damit hätten, mit ihnen Geschäfte zu machen - und ihnen deshalb zum Beispiel mobile Toiletten oder Zelte oder Mietwagen für Veranstaltung zur Verfügung stellten.

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