Erfurt - In Thüringen sollen künftig mehr Flüchtlinge Plätze in Lernkursen bekommen als bisher. Bedarf sehe sie für Menschen im Asylverfahren, die keine gute Bleibeperspektive hätten, sagte die Migrationsbeauftragte Mirjam Kruppa der Deutschen Presse-Agentur. «Da mangelt es an Sprach- und Integrationskursen.» Die rot-rot-grüne Landesregierung verspricht in ihrem Integrationskonzept eine bessere Sprachförderung. So solle jedem in Thüringen lebenden Menschen mit Migrationshintergrund «der bedarfsgerechte Spracherwerb möglich werden», heißt es im Entwurf.

Vor allem Afghanen sollen nach Vorstellung von Kruppa von der Bildungsoffensive des Landes profitieren. «Sie haben immer noch lange Asylverfahren.» Lücken in Angeboten sieht die Migrationsbeauftragte bei Jugendlichen, die nicht mehr unter die Schulpflicht fallen.

Das betreffe meist junge Flüchtlinge, die 16 Jahre und älter seien und eine geringe oder gar keine Schulbildung hätten. «Den 18-Jährigen kann man schlecht in die zweite Klasse tun, wenn er nur ein Jahr in der Schule war. Das passt natürlich nicht», so Kruppa.

Nach ihrer Auffassung muss es für solche Flüchtlinge spezielle Kurse geben. «Da müsste teilweise eine Alphabetisierung stattfinden.» Diese Jugendlichen könnten ohne Schulbildung nicht in den Sprachklassen an Berufsschulen unterrichtet werden. «Es fehlt außerdem an den Sprachkursen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die fast 18 sind», konstatierte die Beauftragte.

Solche Bildungsangebote könnten schulisch oder außerschulisch organisiert werden. «Durch die gesunkenen Flüchtlingszahlen werden nun Kapazitäten frei», sagte sie. Das Land hatte zusätzlich Lehrer für Deutsch als Zweitsprache eingestellt. Seit Monaten kommen deutlich weniger Flüchtlinge nach Thüringen als noch im vergangenen Herbst.

Wie viele Plätze geschaffen werden, steht allerdings noch nicht fest. Bislang liegen erst Eckpunkte des neuen Integrationskonzepts vor. Es soll bis zum Jahresende vollständig ausgearbeitet sein.

«Wir wollen eine weite Beteiligung», erklärte Kruppa. Um Probleme zu eruieren, reiche es nicht, allein die Ministerien einzubeziehen. «Wir brauchen dabei auch die freien Träger, die Wohlfahrtsverbände, den Flüchtlingsrat und viele andere Unternehmen.» Diese Akteure wüssten aus der Praxis heraus am besten, «mit der und der Maßnahme können wir das in den Griff bekommen», argumentierte die Migrationsbeauftragte.

In den nächsten Monaten soll nach Angaben Kruppas herausgearbeitet werden, was es schon an Angeboten gebe und wo eine Lücke sei - «und die müssen wir schließen». Wie teuer dem Land die Umsetzung des neuen Konzepts kommen wird, steht noch nicht fest. Der Doppelhaushalt für 2016 und 2017 sei bereits verabschiedet, erinnerte Kruppa. «Die Frage ist, ob es dort Möglichkeiten gibt.»

Das Integrationsgesetz der Bundesregierung sieht Kruppa als Ergänzung zum Thüringer Konzept. «Es ist wichtig, den Bereich der Integration zu strukturieren, um zum Beispiel Doppelmaßnahmen zu vermeiden und fehlende Angebote aufzustellen.» Eine Lücke hat Kruppa bereits geschlossen: Seit April arbeiten in ihrem Haus drei Koordinatoren für Ehrenamtliche, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. dpa