Dieses Jahr hätten sich im Durchschnitt fünf bis sechs Menschen monatlich wegen ihres potenziell krankhaften Medienkonsums an die Suchtberatungsstelle der evangelischen Stadtmission Erfurt gewandt, sagte Beraterin Sandra Höhn. In anderen Beratungsstellen sehe es ähnlich aus. Bei der Zahl von Mediensüchtigen müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.

Betroffen seien davon vor allem Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren. Oftmals fehle diesen jungen Erwachsenen das Problembewusstsein für ihre Sucht.

Nach Angaben der Techniker Krankenkasse in Thüringen zeigen einer Studie aus dem Jahr 2013 zufolge bereits vier Prozent der 14- bis 16-Jährigen in Deutschland krankhaftes Medienverhalten. Die Kasse hat deshalb gemeinsam mit der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen ein Projekt initiiert, wonach in mindestens einer Suchtberatungsstelle pro Landkreis oder kreisfreie Stadt Informationsmaterial über Mediensucht zu finden ist.

Mediensucht unterscheide sich in ihrem Symptomen nicht grundlegend von einer Alkohol-, Drogen-, Kauf- oder Spielsucht, erklärt Suchtberaterin Höhn. Auch die Folgen dieser Abhängigkeit seien ähnlich. Ein Anzeichen dafür sei zum Beispiel «dass der Betroffene seinen kompletten Tagesablauf um die Möglichkeit zum Computerspielen herum baut», sagte sie.

Junge Männer seien häufig von Computerspielen, junge Frauen von Sozialen Netzwerken abhängig. Es komme zu einem Kontrollverlust, bei dem es nicht mehr möglich sei, die Spielzeit einzugrenzen. «Es wird am Computer gegessen, getrunken, die sozialen Kontakte leiden, die Schule oder die Ausbildung werden vernachlässigt.»

Welche Kosten durch übermäßigen Medienkonsum im deutschen Gesundheitssystem entstünden, lasse sich nicht genau beziffern. Man könne aber davon ausgehen, dass die psychotherapeutische Behandlung wie bei vielen Suchterkrankungen recht langwierig und damit kostenintensiv sei, meinen die Experten.