Nach einer neuen Prognose über einen drastischen bundesweiten Grundschullehrer-Mangel in den kommenden Jahren haben Lehrer auch für Thüringen Alarm geschlagen. Die Zahlen der Anfang just veröffentlichten Bertelsmann-Studie seien erschreckend, aber realistisch, teilte der Thüringer Lehrerverband (tlv) am Montag mit. Die Zahlen deckten sich mit Rückmeldungen, die der Verband seit Jahren erhalte, sagte der Landesvorsitzende Rolf Busch. «Schon jetzt zeigen sich teilweise gravierende Lücken in der Versorgung.»

Bis zum Jahr 2025 werden Prognosen der Bertelsmann-Stiftung zufolge in Deutschland mindestens 26 300 Lehrer an Grundschulen fehlen. Damit sei die Lage noch dramatischer, als von der Kultusministerkonferenz (KMK) erwartet. Die KMK hatte im vergangenen Oktober einen Mangel von 15 300 Grundschullehrern im Jahr 2025 errechnet.

Die Stiftung empfiehlt beispielsweise Quereinsteiger mit Fachstudium aber ohne Lehramtsabschluss einzustellen oder angehende Ruheständler zu ermuntern, länger zu unterrichten. Quereinsteiger sind in Thüringer bereits möglich - allein deren Einbindung müsse professionalisiert werden, so die Kritik von Busch: «Dazu gehört nicht zuletzt eine geeignete Qualifizierung, bevor sie tatsächlich vor der Klasse stehen.» Zudem müsse der Bewerbungsprozess insgesamt entbürokratisiert und beschleunigt werden.

«Wir sind in Thüringen am Problem dran und haben zur Verbesserung der Lehrerausstattung – auch an Grundschulen – bereits gehandelt», teilte der bildungspolitische Sprecher der Linke-Fraktion im Landtag, Torsten Wolf, mit.

Beispielsweise habe die rot-rot-grüne Landesregierung Voraussetzungen geschaffen, um die Gehälter der Grundschullehrer anzuheben. Zudem versuche die Landesregierung den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten. «Die jüngsten Anmeldezahlen an den Universitäten für ein Lehrerstudium sind deutlich positiver als in den letzten Jahren und bestätigen uns in unserem Vorgehen», so Wolf.

Dem Präsident der Kultusministerkonferenz, Alexander Lorz, zufolge sind neben steigender Geburtenzahlen vor allem die Zuwanderung nach Deutschland Gründe für den höheren Bedarf. dpa