Mit Lesungen, Partys und Konzerten gilt die Engelsburg als erste Adresse für Studenten in Erfurt. Vor allem zum «Fight Club» am Samstagabend zieht es Hunderte junge Leute in das Kellergewölbe. Anders als die Erfurter plagen etliche Thüringer Studentenclubs jedoch zunehmend Nachwuchssorgen. Partyhungrige gibt es zwar nach wie vor viele unter den Studenten, doch die Suche nach Freiwilligen, die sich in den 13 Thüringer Clubs engagieren, ist schwieriger geworden, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Für den Club in der Weimarer Schützengasse wurde das Problem so groß, dass er Ende 2013 schließen musste - nach 42 Jahren.

Immer weniger Mitglieder brächten Zeit und Motivation für den Dienst an der Theke, der Tür und im Büro auf, sagte Axel Steiniger, Geschäftsführer des Studentenclubs Kasseturm in Weimar. Einerseits würden aktive Mitglieder älter, verließen den Studienort oder hätten neben Familie und Beruf schlicht keine Zeit mehr für die Mitarbeit im Club. Andererseits lasse den Studenten das straffe Studium und der Leistungsdruck im Bachelor- und Mastersystem kaum Freiräume für ein Engagement abseits der Hörsäle.

Das wurde zuletzt dem Club in der Weimarer Schützengasse zum Verhängnis. «Am Ende haben dort nur noch um die 14 oder 15 Leute aktiv mitgearbeitet und es kamen auch keine Jüngeren nach», erklärte Steiniger zur Schließung des Clubs. Um die «Schütze» sei es schade, doch die Entwicklung sei absehbar gewesen und setze sich fort. So sei in Jena beispielsweise der Studentenclub «Schmiede» in Schwierigkeiten. Im Mai 2012 hatte das Erfurter Unikum mit einer letzten «Bad-Taste-Party» seine Türen geschlossen.

«Unter den Clubs wird natürlich über fehlenden Nachwuchs diskutiert, die Situation ist aber sehr unterschiedlich», erläuterte Ulrike Erfurth, Mitarbeiterin für Kultur und Internationales beim Thüringer Studentenwerk. Ziel sei es, die Vereine zu verjüngen. «Nach außen funktioniert die Kommunikation aber nicht immer.» Einzelne Clubs müssten auch abseits ihrer Partys und Konzerte auf sich aufmerksam machen. Vielen Besuchern sei gar nicht klar, welche Angebote die Clubs noch böten und dass sie auf Mitstreiter angewiesen seien.

Einige Clubs stecken zudem in einem Dilemma. So mangelt es dem Studentenclub Nordhausen mit aktuell 50 Unterstützern zwar nicht an Mitgliedern. Dennoch müssen sich die Vereinschefs oft selbst um den Tresendienst kümmern. «Es ist eben nicht leicht, Leute zu finden, die sich für 10 Euro pro Abend an den Zapfhahn stellen», erklärte Marcus Erbes, Vorsitzender des Vereins, seinen gelegentlichen Aushilfsjob. Die Bereitschaft zur freiwilligen Arbeit sei zurückgegangen. Bei einer besseren Bezahlung müssten die Preise erhöht werden. «Wir haben sehr niedrige Preise und verlangen generell keinen Eintritt, was wir auch so beibehalten wollen», sagte Erbes. Bevor er an der Preisschraube drehe, zapfe er lieber selbst.

In Nordhausen muss vor jeder Großveranstaltung nach Aushilfen gesucht werden. Das werde zwar zunehmend schwieriger, doch abgesagt werden musste bisher noch kein Termin, sagte Erbes. Unterdessen können sich die Geschäftsleiter der Erfurter Engelsburg und des Rosenkellers in Jena noch auf ihr Stammpersonal verlassen. «Wir sind mit dem Club Engelsburg, dem Café und unserem Restaurant Steinhaus vielleicht breiter aufgestellt und haben deshalb mehr Möglichkeiten», erklärte Marcus Neumann, Sprecher der Engelsburg, dies. Eine Bezahlung nach dem Tariflohn der Gastronomie sei natürlich wichtig, müsse aber über Eintrittsgelder finanziert werden.

«Wir bezahlen nicht nach Gastro-Tarif, haben aber auch keine Probleme, Leute zu finden», sagte Jens Napierkowski, Geschäftsführer des Jenaer Studentenclubs Rosenkeller. Die Bekanntheit und die Arbeitsatmosphäre machten die Clubs auch für Nebenjobber attraktiv. Er profitiert letztlich auch davon, dass in Jena weit über 20 000 junge Männer und Frauen studieren - so viele wie in keiner anderen Thüringer Stadt. dpa