Erfurt/Ohrdruf - Bislang war es nur ein vager Verdacht, nun hat er sich bestätigt: Die Wölfin, die seit geraumer Zeit in der Region um den Standortübungsplatz der Bundeswehr in Ohrdruf lebt, ist nicht mehr alleine unterwegs. Nach Angaben des Thüringer Umweltministeriums zeigen Aufnahmen von Fotofallen, dass die Wölfin Nachkommen hat: zwei männliche und vier weibliche Jungtiere. Bei den Nachkommen der Wölfin handele es sich „zweifelsfrei um Hybride – also eine Kreuzung aus Wolf und Haushund“, teilt das Ministerium, das von der Grüne-Politikerin Anja Siegesmund (Grüne) geleitet wird, mit. Die Jungtiere würden auf ein Alter von etwa fünf Monaten geschätzt.

Bei der Identifizierung der Jungtiere als Hybriden bezieht sich das Umweltministerium nach eigenen Angaben auf Information der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW).

Dessen Experten hätten auch eine eindeutige Empfehlung zum Umgang mit den Tieren ausgesprochen. „Aus Artenschutzgründen müssen die Jungtiere aus der Natur entnommen werden“, heißt es in der Mitteilung. Was im Nicht-Fachdeutsch heißt, dass die Jungtiere gejagt und damit getötet werden sollen. „Damit wird die Wildtierpopulation Wolf vor dem Eindringen von Haushund-Genen geschützt. Eine Vermischung der Gene würde den Fortbestand der Wolfspopulation gefährden.“

Die Tiere zu betäuben und sie in ein Gehege zu transportieren, sei dagegen aus Sicht der DBBW keine tierschutzgerechte Alternative, teilte das Umweltministerium mit. Erfahrungen aus Sachsen zeigten, dass die dort gefangenen Hybridwelpen sehr unter der Gehege-Haltung gelitten hätten.

In den vergangenen Monaten war es in der Region um den Standortübungsplatz immer wieder zu Angriffen auf Schafe und Ziegen gekommen, für die ein oder mehrere Wölfe verantwortlich gemacht worden waren. Siegesmund hatte sich deswegen seit Wochen immer heftiger unter anderem mit Schäfern und der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag gestritten. Union und Schäfer hatten den Abschuss der aus ihrer Sicht „Problemwölfin“ gefordert. Siegesmund hatte sich strikt dagegen ausgesprochen – weil bislang nicht klar war, ob für all die Angriffe der vergangenen Monate das weibliche Tier verantwortlich ist.

Nach Angaben des Umweltministerium häuften sich die Übergriffe auf Nutztiere seit Juli 2017 – nachdem es zuvor über fast zwei Jahre keinen derartigen Fall gegeben hatte. Insgesamt 65 Schafe und 14 Ziegen seien dabei getötet worden. In nur zwei von 13 Fällen sei die Ohrdrufer Wölfin mittels DNA-Analyse eindeutig als Angreiferin nachgewiesen worden. sh