Ob Schloss, Kirche, Bauernhof, technisches Denkmal oder NS-Konzentrationslager: Der «Tag des offenen
Denkmals» war am Sonntag in Thüringen trotz teils leichten Regens gut besucht. Die Veranstalter rechneten wie in den Vorjahren wieder mit mehreren hunderttausend Teilnehmern. Bundesweit waren es nach Schätzungen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz rund vier Millionen Besucher.

Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora bei Nordhausen etwa verzeichnete ein sehr reges Interesse. Unter den Gästen, die sich bei Führungen für die unterirdischen Produktionsstollen für die V1-Rakete interessierten, waren viele Familien mit Kindern. «Wir gehen auf die 1000 Besucher zu», sagte eine Sprecherin vor Schließung der Gedenkstätte am Abend. 1943, nach der Bombardierung der Produktionsanlagen in Peenemünde, war das KZ gegründet worden. Etwa jeder Dritte der 60 000 Häftlinge dort überlebte nicht.

Das Motto «Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?» griff in diesem Jahr bundesweit die zentrale Fragestellung auf: Was ist wert, erhalten zu werden und weshalb - vor allem bei «unbequemen» historischen Zeitzeugnissen wie etwa Kriegerdenkmalen, ehemalige NS-Konzentrationslagern und früheren Stasi-Gefängnissen.

Unbequem für Besitzer und Kommune kann auch ein Bauwerk wegen seines schlechten Erhaltungszustandes und der Sanierungskosten sein. Das Land Thüringen unterstützt in diesem Jahr die Erhaltung des baulichen Erbes mit 5,5 Millionen Euro. Hinzu kommen mehr als 10 Millionen Euro für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Die Stadt Suhl machte beispielsweise auf das Denkmal für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht aufmerksam. In Altenburg gehörten ein Kriegerdenkmal, ein Wohnhaus der Eisenbahnersiedlung und das
sanierungsbedürftige Lindenau-Museum aus dem 19. Jahrhundert dazu.

Bei Rundgängen, Ausstellungen und Konzerten konnten sich Besucher auch mit der wechselvollen Geschichte von Schlössern, Parks, Bürgerhäusern, Bauerngehöften und technischen Denkmalen vertraut machen. Die Mitarbeiter im Liebhabertheater Schloss Kochberg in der Nähe von Rudolstadt freuten sich bei den Führungen über 100 Besucher. Fast doppelt so viel wie an normalen Tagen, sagte eine Mitarbeiterin. dpa