Thüringen Ramelow warnt vor weiterer Stromtrasse durch Thüringen

Neue Stromtrassen werden gebraucht, um den Windstrom aus dem Norden nach Süddeutschland zu transportieren, wo er dringend benötigt wird. Foto: Nicolas Armer/dpa/Archivbild

Ministerpräsident äußert sich am Rande seiner Sommertour über Forderungen anderer Bundesländer empört. Er will nicht, dass Thüringen zum "Stromklo Deutschlands" wird.

 
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Eisfeld – Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat Forderungen von vier Bundesländern nach einer zusätzlichen Nord-Süd-Stromautobahn eine deutliche Absage erteilt. Nach Angaben Ramelows setzen sich Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dafür ein, eine Gleichstromtrasse zwischen Heide in Holstein und Altbach bei Stuttgart zu bauen, die an den durch West- und Südthüringen führenden Südlink angebunden werden soll. „Ich bin wütend und will weder Südlink noch eine andere Trasse“, sagte Ramelow am Freitag am Rande seiner Sommertour-Station in Eisfeld.

Die von den vier Ländern gewünschte Leitung von der Nordsee an den Neckar war auch von den Netzbetreibern gefordert worden, allerdings hatte die Bundesnetzagentur die Trasse im Dezember auf ein nördliches Teilstück zwischen Heide und Hamm-Uentrop im östlichen Ruhrgebiet gestutzt. Für diesen Abschnitt läuft ein erstes Planungsverfahren. Der südliche Teil wird im aktuellen Netzentwicklungsplan als überflüssig und unwirtschaftlich eingestuft.

Die vier Länder erhoffen sich offenbar neue Chancen für eine Weiterführung nach Süden, wenn diese nun nicht auf direktem Wege, sondern über einen Anschluss an die ohnehin geplante Südlink-Trasse umgesetzt würde. Dies wiederum könnte bedeuten, dass eine zusätzlich Erdkabeltrasse an den Thüringer Abschnitt des Südlink herangeführt oder dieser verstärkt würde. Der Südlink verbindet die untere Elbe nordwestlich von Hamburg mit Großgartach bei Heilbronn, das wiederum nahe des von den Ländern gewünschten Trassen-Endpunkts Altbach im Neckartal liegt. Die derzeit von den Planern bevorzugte Südlink-Trasse berührt das Werratal und die Rhön auf Thüringer Gebiet; die Landesregierung des Freistaats plädiert für einen Verlauf auf hessischer Seite.

Ramelow hatte nach eigenen Angaben erst am Freitag von einem Brief erfahren, den die vier Energieminister am 17. Juni an Wirtschaftsminister Altmaier adressiert hatten. Darin fordern sie dem Ministerpräsidenten zufolge, eine weitere Zwei-Gigawatt-Gleichstromleitung an den Südlink anzubinden.

„Die anderen Länder nutzen Thüringen als Stromklo Deutschlands“, sagte Ramelow und nannte die Pläne „schändlich“. Er werde sich dagegen wehren, dass zwei Leitungen, die seiner Auffassung nach rechtswidrig durch Thüringen geplant werden, nun noch durch eine dritte Leitung aufgewertet werden sollen, sagte er mit Blick auf Südlink und den durch Ostthüringen führenden Südostlink.

„Die tatsächlich kürzeste Verbindung, die der Bundesgesetzgeber gefordert hat, würde beim Südlink nie durch Thüringen führen“, sagte der Ministerpräsident. Man müsse schon ziemliche Haken schlagen und Umwege machen, um aus den Grundsatzplanungen heraus über Thüringen zu kommen. rdl/er

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