Jena - Der Jenaer Didaktik-Professor Uwe Hoßfeld hat sich für die Verwendung der kommentierten Neuausgabe von Hitlers «Mein Kampf» im Schulunterricht ausgesprochen. «Das Buch ist ein Zeitdokument, dem wir uns stellen müssen», sagte Hoßfeld. Daher sei es notwendig, mit Auszügen daraus im Geschichts-, Ethik- aber auch im Biologieunterricht zu arbeiten - etwa um den Missbrauch der Genetik zu NS-Zeiten aufzuzeigen. Hoßfeld hat an der Kommentierung mitgearbeitet und dabei Themen wie Rassentheorie, Eugenik und Humangenetik bearbeitet.

Die historisch-kritische Ausgabe von Adolf Hitlers Hetzschrift erscheint in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Sie wurde vom Münchner Institut für Zeitgeschichte erarbeitet. Anlass für das Erscheinen ist, dass die Urheberrechte Ende 2015 ausgelaufen sind. Sie lagen bisher beim Freistaat Bayern.

In Thüringen gibt es bisher noch keine klaren Festlegungen, wie mit dem Buch an Schulen umgegangen werden soll. Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) hatte zu Wochenbeginn auf eine einheitliche Haltung der Länder gedrängt. Dem MDR sagte sie, ihr persönlicher, humanistischer Anspruch und der Respekt vor den Millionen Opfern der Nazidiktatur sagten allerdings «Nein» zu einer Verwendung.

Widerspruch kam dagegen von Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), der in der Neuausgabe eine Ergänzung für den Unterricht sieht. Dabei gehe es aber nicht darum, das Buch in Gänze zu behandeln, schrieb er auf freitag.de. Ob und wie die Schulen die Neuausgabe im Unterricht nutzen, sollte ihnen überlassen werden.

Hoßfeld gab sich überzeugt, dass durch die kommentierte Ausgabe das Buch entmystifiziert werde. Zugleich bekennt der Wissenschaftler, dass ihm das Lesen Kopfschmerzen bereitet habe. Viele Passagen seien in einer primitiven Sprache verfasst, die Hitlers Weltsicht wiedergebe und seine Demagogie aufzeige.

«Hitlers Aussagen enthalten in vielen Passagen einen Kern Wahrheit, manchmal Halbwahrheiten, die er dann entsprechend nach seinen Vorstellungen zugespitzt und überhöht hat», stellte Hoßfeld fest. Die Neuausgabe zeige zudem, dass er weite Teile beim Rassenideologen Hans Günther, der später zeitweise an der Universität Jena lehrte, abgeschrieben habe. dpa