Erfurt - Im Ballstädt-Prozess hat ein weiterer Betroffener den mutmaßlich rechtsextremen Überfall auf eine Kirmesgesellschaft aus seiner Sicht geschildert. Es sei im Februar 2014 von hinten niedergeschlagen und dabei schwer am Kopf verletzt worden, sagte der 29-Jährige am Mittwoch in Erfurt vor dem Landgericht Erfurt. Sein Ohr sei durch den Schlag «bis zu einem Drittel» abgerissen gewesen. Er vermute deshalb, dass er nicht nur mit der bloßen Faust, sondern mit einem Hilfsmittel geschlagen worden sei.

In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2014 war eine private Kirmesfeier in Ballstädt im Landkreis Gotha überfallen worden. Die Staatsanwaltschaft Erfurt hat wegen des Angriffs insgesamt vierzehn Männer sowie eine Frau angeklagt.

Er sei durch den Schlag damals sofort zu Boden gegangen, schilderte der 29-Jährige vor Gericht. Als er dort lag, sei weiterhin auf ihn eingeschlagen und -getreten worden. «Der ein oder andere Tritt ist wohl auch zum Kopf gegangen und wohl auch durchgedrungen», sagte der Zeuge. Er habe durch die Tritte eine Verletzung an der Nase erlitten. Zudem sei ihm während des Überfalls sein Telefon gestohlen worden. «Nachdem ich zusammengeschlagen worden bin, bin ich auch noch ausgeraubt worden», schilderte er.

Nach eigenen Angaben hat der 29-Jährige bis heute mit körperlichen Beeinträchtigungen am Kopf durch den Überfall zu kämpfen. «In Stresssituationen höre ich ein Klopfen, das ich früher nicht hatte», sagte der Mann vor Gericht. Auch könne er über einen längeren Zeitraum keine Brille mehr tragen. Am Ohr habe er nun eine bleibende Schwellung.

Bei dem Überfall vor mehr als zwei Jahren waren zehn Menschen verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Racheakt aus. Mehrere der Angeklagten lebten damals in Ballstädt. Die Beschuldigten werden der rechten Szenen zugeordnet und machen aus ihrer politischen Haltung auch vor Gericht keinen Hehl. So zeigen sie ihre szenetypischen Tätowierungen offen und tragen entsprechende Kleidung. dpa