Sachsenbrunn – Es ist kalt in Sachsenbrunn, eisige sechs Grad unter Null an diesem Abend, Raureif bezuckert Bäume und Häuser. Sieglinde Dötsch reicht den Besuchern Tee, „Wintertee“, klärt sie auf. Nach Lebkuchen und Glühwein schmeckt das heiße Gebräu, doch das Besondere daran ist sein Absender: Ein Rentnerpaar aus dem Fränkischen hat ihn geschickt, zusammen mit anderen Kleinigkeiten, weil sie kein Geld haben für größere Spenden. „Das muss man sich mal überlegen“, sagt Sieglinde Dötsch leise, „wildfremde Leut', haben selbst nicht viel und helfen uns.“

Vor zwei Wochen hatte diese Zeitung über den Notstand im Hause Dötsch berichtet: die plötzliche Krebserkrankung von Karl-Heinz, den vermeintlich halb eingestürzten Schornstein, den ausweglos scheinenden finanziellen Engpass, die Sorge, ihr mühsam selbst gebautes Häuschen zu verlieren. Eines der Probleme hat sich inzwischen, vielleicht der emotionalen Situation geschuldet, als überzeichnet erwiesen: Frau Dötschs Arbeitgeber, eine Polstermöbelfirma in Suhl, war mit den Lohnzahlungen nicht ein Vierteljahr im Rückstand, sondern deutlich weniger; Abschläge wurden sogar vorab gezahlt, inzwischen ist der letzte Lohn unterwegs. Und das Entgelt lag in den meisten Monaten über der im ersten Bericht genannten Höhe. Das Unternehmen, betont Geschäftsführer Falko Kreußel, hat volle Auftragsbücher und ein positives Jahresergebnis zu erwarten, es sucht daher dringend nach Näherinnen und Polsterern.