Erfurt/Gotha - «Wissenschaftlich gesichert ist, dass es nur eine Wölfin gibt», sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag in Erfurt. Hinweise auf ein Rudel habe man derzeit nicht. Seit Juli wurden in dem Gebiet rund 50 Tiere totgebissen oder mussten wegen schwerer Bissverletzungen notgeschlachtet werden. In vier Fällen wurde ein Wolf als Verursacher durch Genproben bestätigt.

In der betroffenen Region halten sich hartnäckig Gerüchte über ein Wolfsrudel oder ein Rudel aus sogenannten Hybriden, die halb Wolf, halb Hund sind. Dies sei alles sehr spekulativ, so das Ministerium. In der Vergangenheit habe es in der Region auch schon Risse durch freilebende Hunde gegeben. Der Landesschafzuchtverband kritisiert Lücken bei der Wolfsbeobachtung.

«Das Monitoring ist lückenhaft», sagte Geschäftsstellenleiter Christoph-Johannes Ingelmann. Es gebe zu wenig Beobachtungsstellen und Fotofallen, die Aufschluss geben könnten. Schafzuchtverband und Ministerium wollen in einem Gespräch im Laufe des Donnerstags Hilfen für betroffene Schaf- und Ziegenhalter ausloten. Dem Verband geht es vor allem um eine vollständige finanzielle Entschädigung.

Der Chef-Jäger des Landkreises Gotha, Niko Scheringer, sagte zuvor dem MDR Thüringen, alles spreche derzeit für ein Wolfsrudel. "Ein einzelner Wolf macht sowas nicht", so Scheringer. Fraglich sei, ob es sich dabei um genetisch reine Wölfe oder um Hybride handele, also eine Kreuzung zwischen Hund und Wolf.

Ein Sprecher des Thüringer Umweltministeriums sagte dem Sender, die Vielzahl der Übergriffe auf Schafe und Ziegen seien merkwürdig. Da müsse mehr sein als nur eine Wölfin. Der Suhler Hunde-Züchter Michael Witter bezweifelt laut dem MDR, dass ein einzelner Wolf so einen großen Hunger habe könne. "Ich gehe davon aus, dass wir in Thüringen zwei bis drei Wölfe haben." Bei den Jungwölfen könnte es sich möglicherweise um Hybride handeln.

Diese These wird durch Anwohner aus Wölfis im Landkreis Gotha genährt. Sie vermuten einen Labrador als Vater. Wolfsexpertin Vanessa Ludwig findet diese Idee nicht abwegig. Die Projektleiterin "Wölfe in Sachsen" sagte dem Sender, in Sachsen habe es solch einen Fall 2003 gegeben.

Die Zahl der getöteten Schafe und Ziegen in den letzten sechs Wochen liegt derzeit bei über 50 Tieren. Die genetischen Spuren werden derzeit noch im Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen untersucht. Sollte es sich tatsächlich um ein Wolfsrudel handeln, wäre dies das erste südlich des Harzes. dpa/red