Apolda - Auf der neuen Uferterrasse mit Hochbeeten und Bänken sitzen Menschen und recken die Gesichter in die lang ersehnte Frühlingssonne. Vor ihnen sprudeln Wasserspiele auf einem fußballfeldgroßen Teich, den Bäume und in allen Farben erstrahlende Frühblüher umgeben. Beinahe ununterbrochen schiebt sich ein Besucherstrom die Spazierwege entlang. Seit dem Wochenende herrscht Blütezeit in der Herressener Promade in Apolda (Kreis Weimarer Land), wo am Samstag die 4. Thüringer Landesgartenschau eröffnet wurde. Mehr als 10 000 Menschen haben das lange Auftaktwochenende für einen Besuch genutzt.

Zeitweise bildeten sich lange Schlangen an den Ticketschaltern, umliegende Parkplätze waren überlastet. Knapp fünf Monate, bis zum 24. September, haben Blumenfreunde nun Zeit, sich die Schau- und Themengärten und die Blumenhalle mit wechselnden Ausstellungen anzusehen oder sich über Klimaschutz und den Schutz natürlicher Ressourcen zu informieren. Durch die 15 Hektar große historische Parkanlage führen thematische Routen, die an die Tradition Apoldas als Strickwaren- und Glockenstadt erinnern. Etwa einen Kilometer entfernt, in der Innenstadt, ist der auf einer Gewerbebrache neu angelegte Paulinenpark mit Terrassengärten zweiter Ausstellungsort.

«Die heimliche Hauptstadt Thüringens ist in diesem Jahr Apolda», sagt Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beim Festakt zur Eröffnung am Samstag. Er muss in Apolda, das auch Gastgeber des diesjährigen Thüringentages ist, zugleich die rot-rot-grünen Gebietsreformpläne verteidigen. Nach diesen soll die Stadt den Kreissitz verlieren. Zahlreiche der gut 3600 Besucher am Eröffnungstag flanieren deshalb mit Protestaufklebern einer Bürgerinitiative an der Kleidung durch das Ausstellungsgelände.

In die Herressener Promenade sind für die Landesgartenschau 150 000 Blumenzwiebeln, 12 000 Stauden, 3300 Sträucher und 140 Bäume gepflanzt worden. Teiche, Spazierwege und die Festwiese mit Freilichtbühne, wo während der Landesgartenschautage unter anderem Konzerte geplant sind, wurden saniert.

Die Neugestaltung sei längst überfällig gewesen, findet die Rentnerin Renate Dannheisig, die mit ihrem Mann durch den Park spaziert. Zwar habe sie das Gartenschau-Vorhaben anfangs sehr skeptisch gesehen - vor allem wegen der Kosten, sagt sie. «Aber jetzt sind wir begeistert.» Die 81-jährige Waltraud Schumann hat sich gleich eine Dauerkarte besorgt, weil sie so oft wie möglich herkommen will.

20 000 Tages- und Dauerkarten waren vor der Eröffnung bereits verkauft worden, wie Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (Freie Wähler) sagt. Er beziffert die Investitionen im Vorfeld der Ausstellung auf 50 Millionen Euro. Nicht nur das Ausstellungsgelände habe davon profitiert, auch Straßen und Plätze wurden saniert, eine Kindertagesstätte und eine neue Sporthalle gebaut. «Das Zusammenspiel aller Akteure hat zu einem Gewinn für die Stadt geführt.» Nun hofft nicht nur er, dass die prognostizierten 350 000 Besucher auch wirklich kommen. dpa