Erfurt - Thüringen stockt die Zahl der Deutschkurse für Flüchtlinge auf. Laut Migrationsministerium sollen sie nun landesweit angeboten werden. Insgesamt seien 80 Kurse geplant. Es könnten noch weitere hinzukommen, sagte ein Sprecher auf Anfrage. «Je Kurs lernen durchschnittlich 15 Teilnehmer die Grundlagen der deutschen Sprache.» Rund 1200 Flüchtlinge könnten somit erreicht werden. «Das Lernen der Sprache ist der wichtigste Grundpfeiler der Integration», erklärte Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne). Sein Ministerium fördert das Landesprogramm «Start Deutsch» nach eigenen Angaben in diesem Jahr mit rund 2,7 Millionen Euro.

Damit fließen deutlich mehr Landesmittel in Sprachkurse für Flüchtlinge als noch vor einem Jahr. Das Programm war im vergangenen Juni gestartet. Zunächst steuerte das Land rund 93 000 Euro bei. Es war zuerst als Pilotprojekt an acht Standorten getestet worden. Mittlerweile wird der Sprachunterricht laut Ministerium in acht Landkreisen angeboten. In elf weiteren Kreisen und kreisfreien Städten wird er nun vorbereitet.

Der Unterricht ist vor allem für Flüchtlinge gedacht, die bislang keinen Platz in Integrationskursen bekommen haben. Thüringen will damit in erster Linie Menschen aus Afghanistan und Eritrea fördern. Syrer haben einen leichteren Zugang zu Kursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, weil sie vor dem Bürgerkrieg geflohen sind. Zudem will das Land junge Flüchtlinge erreichen, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen und deshalb dort nicht mehr Deutsch lernen können. Das können sie zwar an Berufsschulen tun, dort ist aber die Zahl der Sprachkurse begrenzt.

Flüchtlinge, die an den Landessprachkursen teilnehmen, müssen den Angaben nach zunächst einen Eingangstest absolvieren, damit der Sprachstand ermittelt werden kann. Sie könnten auch alphabetisiert werden, sofern dies notwendig sei. Wer eine Sprache beherrsche, finde leichter eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz und sei seltener auf Sozialleistungen des Staates angewiesen, erklärte Lauinger.

Nach Einschätzung des Thüringer Flüchtlingsrats reicht das Angebot an Sprachkursen nicht überall aus. An manchen Orten fehle es an Kursen, sagte Ellen Könneker und berief sich auf Gespräche mit Trägern und Netzwerken für Geflüchtete. «Wenn Unterkünfte abgelegen sind, haben es Flüchtlinge schwer, Kurse überhaupt zu erreichen.» Zudem sei es abhängig von der Herkunft, ob jemand einen Platz bekomme.
«Hoch problematisch ist, dass anhand von pauschalen und vermeintlichen Bleibeperspektiven vor Abschluss der Asylprüfung der Zugang zu den Integrationskursen gewährt wird», gab Könneker zu bedenken. Solch eine Einschätzung sollte am Ende eines Asylverfahrens und nicht am Anfang stehen. Vor diesem Hintergrund sei das Landesprogramm «Start Deutsch» zu begrüßen, weil es auch für Flüchtlinge mit geringer Bleibeperspektive offen stehe.

Nach einer Umfrage unter Trägern von Integrationskursen ist die Interesse von Flüchtlingen am Sprachunterricht hoch. Es gibt bereits Wartelisten. Mitunter fehle es aber an Dozenten und Räumen für den Unterricht, hieß es. Eine Mitarbeiterin eines privaten Bildungsträgers, die ihren Namen nicht nennen wollte, kritisierte die Zuschüsse des Bundesamts in Höhe von 3,90 Euro je Unterrichtseinheit und Teilnehmer an ihr Haus als zu gering. «Auch in der Bildungsbranche wird Mindestlohn gezahlt.» dpa