Bestätigten sich die Forschungsergebnisse, wonach die Figur jüdischen Ursprungs ist, sollte sie auch wieder in jüdisches Eigentum zurückkehren, sagte der Vorsitzende der Landesgemeinde, Reinhard Schramm, am Samstag auf Anfrage. Dabei sei es egal, auf welchem Wege sie in den Dom gelangt sei.

Zuvor hatte die Thüringer Allgemeine von einer entsprechenden Rundmail Schramms an das Katholische Büro in Erfurt sowie an Vertreter des Zentralrats der Juden berichtet. Schramm will sich mit dem Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr zu einem Gespräch treffen. Vom Bistum war am Wochenende zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Religionswissenschaftler der Universität Erfurt haben laut MDR Thüringen herausgefunden, dass die «Wolfram»-Figur aus dem 12. Jahrhundert jüdischen Ursprungs ist. Sie soll nicht, wie bislang angenommen, einen Büßer, sondern den jüdischen Hohepriester Aaron darstellen. Darauf deuteten unter anderem Körperhaltung und Tierfiguren am Sockel hin. Die Figur könnte als Tora-Halter in einer Synagoge gedient haben.

Das romanische Kunstwerk war vermutlich nach dem Pogrom von 1349 in den Mariendom gelangt. Die Figur ist mit ihren unterschiedlichen Legierungen eine der interessantesten Kunstschätze im Dom.

Schramm sagte, es gehe ihm hierbei nicht um Schuldzuweisungen nach Jahrhunderten oder Eile. Erst müsse es eine endgültige Bestätigung der Untersuchungen des Wissenschaftlerteams geben. Die Skulptur sollte, falls sie jüdisch sei, dann auch in einer jüdischen Stätte in Erfurt stehen. Die Stadt Erfurt bemüht sich mit ihrem jüdischen Erbe wie der Alten Synagoge und der Mikwe (Bad) um Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe. dpa