Eigentlich hat Helmut S. keinen Grund sich zu beklagen. Der End-Fünfziger hat einen ordentlichen Job, vor der Tür parkt ein blitzblanker Wagen der unteren Mittelklasse, der ihm und nicht etwa der Bank gehört. Das Häuschen in einer ruhigen Wohngegend hat erst vor wenigen Jahren ein neues Dach bekommen, die Ziegel leuchten noch kräftig rot über der weißen Fassade. Seine Frau geht stundenweise arbeiten - nachdem sie jahrelang die pflegebedürftige Mutter betreut hatte, fand sie keinen festen Job mehr. Aber ihr Zuverdienst reicht, um als Familie ohne große Sorgen über die Runden zu kommen. Schließlich hat S. auch noch ein kleines Gewerbe angemeldet, einen An- und Verkauf. Keine Chance, um reich zu werden, aber ein nettes Zubrot. Und in der hinteren Haushälfte, einem Anbau noch aus DDR-Zeit, wohnt der Sohn mit seiner kleinen Familie. Auch wenn S. junior die Woche über im Westen arbeitet, bleibt wenigstens am Wochenende genug Zeit für Frau und Kind. Und vielleicht klappt es ja bald auch mit einem Job in Thüringen.