Erfurt - Mehrere Tausend Angestellte in den Thüringer Bäckereien sind nach Gewerkschaftsangaben seit drei Jahren ohne neuen Tarifvertrag. «Diesen Zustand wollen wir jetzt beenden. Wir starten in den kommenden Wochen Aktionen, um die Thüringer Bäckerinnung an den Verhandlungstisch zu bringen», sagte Christl Semmisch, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Thüringen. Aktionen wolle die Gewerkschaft in der Vorweihnachtszeit starten.

Nach Angaben von Semmisch gibt es in Thüringen etwa 460 handwerkliche Bäckereibetriebe mit etwa 7000 Mitarbeitern. Tausende Beschäftigte gebe es zudem in der Backwarenindustrie, die jedoch tariflich eigene Wege gehe.

Der Tarifvertrag für das Bäckerhandwerk, der bis Ende September 2013 lief, gilt nach ihren Angaben so lange weiter, bis ein neuer abgeschlossen ist. Die Thüringer Landesinnung der Bäcker arbeitet nach eigenen Angaben in Tariffragen mit Sachsen zusammen. Sie hat auch eine Geschäftsstelle in Dresden.

Nach Meinung von Semmisch schauen die Beschäftigten in den Bäckereien noch zu sehr auf den Mindestlohn, der im kommenden Jahr von 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde steigen soll. Bei einem Tarifvertrag würden für die verschiedenen Tätigkeiten und Qualifikationen vom ausgebildeten Bäcker, über Meister bis zu Verkäuferinnen entsprechende Tarifgruppen vorgesehen, bei denen auch Berufsjahre eine Rolle spielen sollten.

«Es muss mehr sein als der Mindestlohn. Das ist nur eine untere Haltelinie», sagte die Gewerkschafterin. Zudem könnten Tarifverträge mehr regeln als nur die Bezahlung.

Zur genauen Höhe der Forderungen äußerte sie sich noch nicht. «Wir wollen zunächst mit den Beschäftigten ins Gespräch kommen.» Für die NGG sei es schwierig, im Handwerk, in dem es oft familiär zugehe, Tarifverträge abzuschließen, sagte Semmisch. Viele Betriebe seien klein. «Es gibt noch zu wenige Betriebsräte, leider.» dpa