Interview: Franziska Höhnl

Weißenfels - Vor 25 Jahren wurde aus dem Weißenfelser Teil des Molkereikombinats Merseburg das Frischli-Milchwerk. Die DDR-Marke «Leckermäulchen» überlebte die Wende und ist bis heute das wichtigste Produkt des Werks. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur blickt Geschäftsführer Dieter Gorzki zum Jubiläum auf die aktuelle Situation und den Neuanfang nach der Wiedervereinigung.

Ihr Milchwerk feiert 25-jähriges Bestehen. Wie sehen Sie sich aktuell aufgestellt?

Unser Werk selbst ist mit der Produktion von H-Milch und Quarkdesserts gut aufgestellt. Unser Schlachtschiff bleibt das «Leckermäulchen». Davon produzieren wir jährlich 50 bis 60 Millionen Becher. Wir freuen uns, dass sich die Speise auch in Westdeutschland wachsender Beliebtheit erfreut. Inzwischen liefern wir die Hälfte der Produktion in die alten Bundesländer. Allerdings ist die Lage auf dem Milchmarkt kompliziert.

Welche Probleme sehen Sie da?

Kurz gesagt: Zu viel Milch, zu wenig Nachfrage. Die Hälfte der deutschen Milchproduktion geht in den Export. Der russische und der asiatische Markt fallen im Moment aber mehr oder weniger aus. Von den Asiaten gibt es nach einer großen Nachfrage inzwischen vor allem große Zurückhaltung. Der russische Markt fällt wegen des verhängten Importembargos der Regierung ganz weg. Die Erzeugerpreise sind nach zwei guten Jahren mit 37 bis 38 Cent je Liter auf 27 Cent gefallen. Das ist nicht kostendeckend für die Landwirte und setzt den Markt unter Druck. Wir beobachten das, sehen uns aber gut gerüstet.

Wenn Sie zurückblicken, wie hat das jetzige Werk vor 25 Jahren angefangen?

Frischli Weißenfels wurde am 26. Juni 1990 als Tochter des westdeutschen Frischli-Werks Rehburg-Loccum gegründet - das war noch zu DDR-Zeiten. Ich war damals Milchhof-Direktor. Zusammen mit einigen Landwirten haben wir den Weißenfelser Betrieb vom Molkereikombinat Merseburg abgekauft. Wir sind dann für die Gründung nach Göttingen gefahren, weil es hier ja noch kein richtiges Notarsystem gab. Und die erste Stammanlage haben wir auch noch in DDR-Mark bezahlt. Damals haben wir mit 76 Mitarbeitern angefangen, von denen 16 noch heute da sind. Inzwischen arbeiten in Weißenfels 158 Beschäftigte.

Sind denn größere Investitionen und neue Arbeitsplätze geplant?

Die größten Veränderungen haben wir gerade hinter uns. Wir haben dem «Leckermäulchen» eine neue Verpackung verpasst und neben dem Milchquark auch ein Grießdessert und eine Milchmousse eingeführt. Die neuen Produkte entwickeln sich gut, haben aber noch Luft nach oben. Zudem investieren wir jährlich gut 1,5 Millionen Euro für Ersatzmaßnahmen. Eine größere Einstellungswelle ist nicht geplant. Wir bilden drei bis fünf Azubis pro Jahr aus und können fast alle übernehmen. Besonders wichtig sind für uns Lehrlinge als Lebensmitteltechnologen und milchwirtschaftliche Laboranten. Die müssen wir selbst ausbilden. Das sind Spezialisten, die man sonst kaum findet.

ZUR PERSON: Dieter Gorzki ist bereits seit 35 Jahren mit der Milchproduktion in Weißenfels vertraut. In der DDR arbeitete er als Direktor in dem Betrieb des Molkereikombinats Merseburg. Nach der Gründung der Frischli-Tochter wurde er ihr Geschäftsführer und hält Anteile an der Gesellschaft. Zuvor hatte der 64-Jährige Molkereifachmann gelernt und Lebensmitteltechnologie studiert.