Erfurt - Thüringens Datenschützer Lutz Hasse hat die Pläne für eine umfassende Videoüberwachung in Regionalzügen scharf kritisiert. Dies sei ein gravierender Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Reisenden, sagte Hasse in Erfurt. Ungeklärt sei beispielsweise, ob die Kameras eine Zoomfunktion hätten, eine Gesichtserkennung oder auch Audio-Mitschnitte möglich seien. «Da können Profile gebildet werden», warnte Hasse.

Er selbst sei bislang nicht in die Planungen eingebunden gewesen, betonte der Landesbeauftragte für den Datenschutz im Freistaat. In den kommenden Tagen werde er das Gespräch mit den Bahn-Unternehmen
suchen. Derzeit werde noch die Zuständigkeit auf Bundes- oder Landesebene geprüft.

Die «Thüringer Allgemeine» hatte am Samstag aus der Antwort des Verkehrsministeriums auf eine Landtagsanfrage der Grünen zitiert, wonach bis 2015 alle Züge der Abellio Group im Netz Saale-Thüringen-Südharz mit Videokameras ausgerüstet werden sollen. Diese würden mindestens 90 Prozent des Innenraums der Abteile abdecken. Hiervon ausgenommen seien die Toiletten.

Die Aufzeichnungen würden maximal 72 Stunden lang gespeichert, die Bilder von Bahnhöfen bis zu 48 Stunden. Bei einem «Ereignis» könne nur die Bundespolizei eine Auswertung vornehmen. Derzeit sind nach Ministeriumsangaben mehr als 60 Kameras auf Thüringer Bahnhöfen installiert. dpa