Nürnberg/Heldburg - Burgen und Schlösser zählen zu den meistbesuchten Touristenattraktionen - doch nicht auf allen erfährt der Besucher viel über ihre Geschichte. Das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg in Südthüringen will vom 8. September an den «Mythos Burg» erklären. Eröffnet wird das Burgenmuseum vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow eröffnet. Darüber informierte der Gründervater der Burgenmuseum-Idee und Direktor des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Professor Dr. G. Ulrich Großmann.

Im deutschen Sprachraum gebe es heute schätzungsweise noch rund 25 000 Burgen - die meisten davon jedoch nur noch als Ruine. «Und dort kann man nicht gut etwas erklären», sagte Großmann. Im Burgenmuseum können die Besucher auf rund 1700 Quadratmetern anhand von alten Möbeln und Einrichtungsgegenständen dem früheren Leben auf einer Burg nachspüren. Saal, Kapelle, Stube und Kammer werden dafür prototypisch mit Möbeln ausgestattet. Dies meisten davon wurden vom Germanischen Nationalmuseum zur Verfügung gestellt.

Weitere Leihgaben kommen vor allem vom Deutschen Historischen Museum in Berlin. Zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken zählen ein Prunkbett aus dem 16. Jahrhundert, eine Belagerungsarmbrust und die einzige noch in Deutschland vorhandene Belagerungsstrickleiter.

Auch über Entstehung, Zweck und Entwicklung von Burgen vom 9. Jahrhundert bis heute will die Schau aufklären. Dazu dienen unter anderem rund zehn Modelle verschiedener Burgen - etwa der Nürnberger Kaiserburg. In der Dauerausstellung werden etwa 200 Exponate zu sehen sein. «Zwei bis drei Stunden ist man da gut beschäftigt.»

Mit manchen Klischees wollen die Macher dagegen aufräumen - etwa, dass es auf jeder Burg eine Folterkammer gab oder dass die Rüstungen so schwer waren, dass die Ritter mit einem Kran auf ihr Pferd gehoben werden mussten. «Es hat auch nur jede dritte Generation auf einer Burg eine Belagerung erlebt», sagte Großmann. «Das tägliche Geschäft war eher das Schreiben von Listen, welcher Bauer seine Steuern noch nicht bezahlt hat.» Auf einer Burg sei vor allem normal gelebt worden - mit Kochen, Essen, Schlafen und dem Empfangen von Gästen.

Allein die deutschen Burgen und Schlösser zählten pro Jahr rund 25 Millionen Besucher, sagte Großmann. Die meisten Häuser informierten jedoch - wenn überhaupt - nur über ihre eigene Geschichte. Das Museum in der Veste Heldburg sei daher das erste seiner Art weltweit. Für seine Ausstattung wurden rund zwei Millionen Euro ausgegeben. Die künftige Leiterin Elke Ebers erwartet bis zu 50 000 Besucher im Jahr.

Damit geht ein lang gehegter Traum vieler in Erfüllung. 2005 war mit der Gründung des Trägervereins offiziell der Standort Veste Heldburg gefunden und die Sanierung der für das Museum vorgesehenen Bauteile durch die Eigentümerin - die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten - begann. Erreicht wurde auch, dass die Burg weiterhin öffentlich genutzt werden kann. Dafür hatte sich vor allem der Förderverein Veste Heldburg e.V. - ohne den die Entscheidung für den Standort Heldburg nicht gefallen wäre - eingesetzt. ap/ks