Erfurt - Ein halbes Jahr nach Einreichen des Bauantrags für die geplante Moschee in Erfurt hat die Stadt noch immer nicht darüber entschieden. Man habe bislang keine Rückmeldung, sagte Suleman Malik, Sprecher der Erfurter Ahmadiyya-Gemeinde, der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne jedoch noch im Laufe des Jahres mit einer Entscheidung. Wann dann mit dem Bau begonnen werde, sei unklar - womöglich erst 2019. Die Gemeinde hatte Anfang April den Bauantrag für das Projekt eingereicht. Die Stadt Erfurt wollte sich während des laufenden Verfahrens nicht äußern.

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde möchte im Erfurter Stadtteil Marbach einen eingeschossigen Bau mit einem acht Meter hohen Zierminarett und einer drei Meter hohen Kuppel sowie zwei Gebetsräumen und einer Wohnung für den Imam errichten. Die Gemeinde hatte die Baukosten zu einem früheren Zeitpunkt auf bis zu 600 000 Euro beziffert.

Das Vorhaben hatte über Monate hinweg für heftigen Protest aus einem Teil der Bevölkerung gesorgt. Anfang des Jahres hatten Moscheegegner mehrere Holzkreuze auf einem Nachbargelände errichtet. Im Mai waren auf dem Bauplatz Holzspieße mit Schweinekadavern aufgestellt worden und im Juni wurde ein Tierschutzverein gegründet, der den Feldhamster-Bestand durch den Bau gefährdet sieht. Der Umweltverband BUND widersprach dieser Ansicht. Derzeit werde vor allem in den sozialen Medien Stimmung gegen die Gemeinde gemacht, sagte Malik.

Der Sprecher geht davon aus, dass der Bauantrag noch 2017 positiv beschieden wird - auch, weil bereits positiv über eine Bauvoranfrage entschieden wurde. «Die Rechtslage spricht dafür, dass man auf diesem Grundstück eine Moschee bauen darf», sagte Malik. Er betonte jedoch auch: «Bei solchen Sachen braucht man sehr viel Geduld und Gelassenheit.» Derzeit betreibe die Ahmadiyya-Gemeinde 52 Moscheen in Deutschland.

Wie zügig nach einer Entscheidung mit dem Bau begonnen wird, sei unklar. Das hänge zum einen von dem Ergebnis des Antrags ab. Zum anderen hätten größere Gemeinden wie die in Wiesbaden Priorität. Die Ahmadiyya-Gemeinde plant in weiteren Städten eine Moschee, etwa in Nürnberg, Leipzig und Wiesbaden. Die Wiesbadener Gemeinde zählt Malik zufolge rund 1000 Mitglieder, die Thüringer Gemeinde zwischen 70 und 75. Deshalb sei es möglich, dass der Bau in Erfurt erst 2019 beginne. Die Nürnberger Moschee ist das einzige Ahmadiyya-Gebetshaus, das derzeit schon im Bau ist. dpa