Seile, viele Seile und Raum, viel Raum. Eine kommt fröhlich gesprungen, greift sich ein Seil, schwingt weit ausholend über den Grund. Gleich, gleich werden wir kühn segeln über die Tiefe der See. Dann die Crew, das Ensemble, das will „eine Systematik des Wales“ darbieten. Und schon befinden wir uns in den Untiefen dieser Geschichte. Denn wer, zum Teufel, soll sich für die Systematik des Wales interessieren? Das ist schon beim Lesen nicht immer ganz leicht und jetzt wollen wir hören und sehen. Herman Melvilles Buch „Moby Dick“ (1851) ist ein Monster der Literatur und es handelt von zwei Monstern. Melville hat zusammengeklotzt, was eigentlich nicht zusammengehört: Die Geschichte des besessenen Kapitäns Ahab, der sein Bein an den Wal verlor und seine Seele wohl auch, er jagt ihn mit alttestamentarischer, archaischer Wucht. Und immer wieder Details über den Walfang, den Wal selbst, Reflektionen über Gott und die Welt, über Himmel und Hölle, über Mensch und Natur. Er versammelt Motive der Weltliteratur, sogar Shakespeares Wald von Birnam kommt vor, als Hanf. Mit diesem Buch, so ironisch geht Geschichte, begann damals der Niedergang des Autors Melville, mit eben diesem Buch überlebte er später post mortem in der Weltliteratur. Dieser literarische Steinbruch ist, sozusagen, einer der vielen Reflektionen Melvilles zu folgen, ein „Losfisch“, wie der Mensch, wie die Freiheit, ein Objekt dass jedermann zur Verfügung ist, der es sich zu nehmen weiß.