„Tatort“ im Goldrausch Jägerin des verlorenen Schatzes

Ein atemberaubender Fund alter Münzen zieht Goldhändler, Experten und Ermittler in seinen Bann. Ist es der sagenumwobene Nibelungenschatz? Der neue „Tatort“ legt viele falsche Spuren.

 
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Wie Gift breitet sich die ungezügelte Gier nach Gold im neuen Ludwigshafen-Krimi der dienstältesten „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) aus. Doch am Ende hinterlässt die hitzige Jagd nach dem legendären Nibelungenschatz bloß eine Blutspur. „Gold“ heißt der „Tatort“, den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr ausstrahlt. Mit Heino Ferch als absonderlichem Museumsdirektor und André Eisermann als schillerndem Hotelchef ist der TV-Dauerbrenner auch in Nebenrollen stark besetzt.

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Schon die ersten Filmsekunden setzen den Ton: Eine dramatisch von Wolken umhüllte Statue zeigt, wie Siegfried-Mörder Hagen von Tronje den Nibelungenschatz im Rhein versenkt. Kurz darauf hallen zwei Schüsse durch die Nacht. Sie töten Boris Wolter, den Filialleiter einer Bank mit einer merkwürdigen Leidenschaft für das Mittelalter. Für Odenthal und ihre engste Mitarbeiterin, Hauptkommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter), wirkt es wie ein Routinefall. Doch dann häufen sich die Ungereimtheiten - auch um Wolters getrennt lebende Frau.

Aber erst später kommt es zum Showdown mit Melania Wolter (Pheline Roggan), die in einer Szene mit einem riesigen Schwert durch eine verwahrloste Wohnung zieht - wie eine Walküre. Verehrer von Richard Wagner kommen auf ihre Kosten: In „Gold“ wimmelt es von Anspielungen auf den „Ring des Nibelungen“ - bin hin zur Musik. „Die Gier nach Gold fordert Blut“, sagen Fred Breinersdorfer und Katja Röder, die das Buch schrieben. „Das passt zum "Tatort", haben wir gedacht.“ Facettenreich spielt auch Ulrike C. Tscharre als Susanne Bartholomae.

Es sind zahlreiche Erzählstränge, die dieser 78. Odenthal-„Tatort“ entrollt. Dabei lotet er mit starken Bildern seine Themen aus. Fast sakral rollt ein Schmalspurtraktor mit einer Leiche durch einen Weinberg, und mit toten Augen schaut Goldhändler Helmuth Roth (Jo Jung) in die Kamera, während das Blut im Teppich versickert (Kamera: Michael Merkel). „Die Gier nach Gold kostet Leben, diese Wahrheit verbindet den Film mit der Sage“, sagt Regisseurin Esther Wenger.

Mittendrin: Albert Dürr, gespielt von einem inspirierten Heino Ferch. Wie der flirrende Museumschef „Der Schatz ist verflucht“ raunt und feldherrisch durch den Weinberg stapft, ist mehr als sehenswert.

„Wir haben Heino gefragt, ob er auf diese doch etwas ungewöhnliche Rolle Lust hat“, sagen Breinersdorfer und Röder. „Er hat mit Esther Wenger genau die bizarre Figur geformt, die wir uns vorgestellt haben. Verdächtig, schlau, geheimnisvoll und gefährlich.“

Als Hotelchef René Schalles glänzt André Eisermann mit dem Gold um die Wette. Der Schauspieler ist großes Kino - immer noch. Wenn Eisermann über seinen Beruf spricht, sind seine Erfolge „Kaspar Hauser“ und „Schlafes Bruder“ ganz greifbar und wirken nicht 30 Jahre alt. „Als ehemaliger Opernsänger singe ich eine Wagner-Arie aus dem Hotelfenster, das ist auch etwas komödiantisch“, sagt Eisermann, der in „Gold“ mit Pfälzer Dialekt spricht („Guck mo dohi: die Polizei“). „Die Figur wird dadurch authentisch, aber es ist eine Gratwanderung.“

Was es mit dem Nibelungenschatz auf sich hat, bleibt spannend bis zum Schluss. Auch wenn die Geschichte nicht immer ganz schlüssig und stabil ist, hält der stilsicher erzählte Film über weite Strecken die Neugier aufrecht. Amüsant verfolgt man etwa, wie das Gold auch Ermittlerin Stern reizt.

Im wahren Leben interessiere sie sich eher für Edelmetall im Sport, betont Schauspielerin Bitter, die einst Leichtathletik betrieb: „Mehr als Schmuck würde mich eine Goldmedaille zum Schwärmen bringen können.“