Wien - Oberstleutnant Moritz Eisner hat eine Nummer gezogen und wartet in der Hitze Wiens auf sein Erstgespräch bei der Arbeitsberatung. Eisner alias Harald Krassnitzer ist als Ermittler im neuen „ Tatort“ aus Österreich am Sonntag (Das Erste, 20.15 Uhr) in Ungnade gefallen, zumindest suspendiert, wenn nicht schon gekündigt.

Und er hat laut Beraterin in seinem Alter und mit seinen Kenntnissen kaum Chancen auf eine neue Stelle. Gut also, dass Medikamente auf dem Tisch der Beraterin seinen Fahnder-Instinkt wecken und ihn auf eine Spur bringen. „ Verschwörung“ heißt die Folge, die sich um Intrigen, Vetternwirtschaft in der Politik sowie um zwei Morde dreht.
 
Damit ersinnt Drehbuchautor Ivo Schneider eine Geschichte, die wohl nicht nur in Österreich funktioniert. In vielen Dialogen und Szenen schürt er den Verdacht, dass Beziehungen das Wichtigste bei der Karriere oder ihrem möglichen Ende sind.

„Der Fall Wagner ist abgeschlossen“, diktiert Polizeipräsident Ernst Rauter (Hubert Kramar) das von weit oben gewünschte Ende der Ermittlungen zum Tod des Spitzenbeamten im Innenministerium, Willi Wagner (Stefan Fent). Es könnte alter Staub wieder aufgewirbelt werden um eine Immobilien-Geschichte, in die der Referatsleiter und viele andere im Ministerium verwickelt waren. 
 
Der von der Presse aufgedeckte Skandal hatte - wie in Österreich durchaus typisch - sehr überschaubare Konsequenzen. Nur ein Kollege von Wagner musste gehen. Der eitle, arrogante Ex-Kollege Dr. Leytner (Matthias Franz Stein) entpuppt sich schnell als möglicher Hauptverdächtiger. Er leitet als Lobbyist einen Verein, dessen anmaßender Titel alarmiert: „Verein für sichere Zukunft“. 
 
Mit dem Opfer verband ihn nicht nur ein gemeinsamer Werdegang, sondern auch die Leidenschaft fürs Marathonlaufen - und Nachbarn in traumhafter Hanglage am Weinberg vor den Toren der Stadt waren sie auch noch. Auch die Frau von Wagner (Lili Epply), die ein Verhältnis mit einem Sportarzt mit besten Verbindungen zur Dopingszene zu haben scheint - weint auffällig oft um ihren Mann. Dessen an Verfolgungswahn erinnernde ominöse letzten Worte waren: „Die wollen mich fressen!“ Dann geschieht ein zweiter Mord und vieles erscheint plötzlich in einem anderen Licht. 
 
Majorin Bibi Fellner ( Adele Neuhauser) hat erneut einen Auftritt garniert mit Hindernissen aus der Alltagswelt. In vorangegangenen Folgen war sie mal von Schlaflosigkeit oder einem hartnäckigen Liebhaber gequält, diesmal ist es ein Wasserschaden in ihrer Wohnung. Die Telefonate mit dem Installateur scheinen ihr mindestens so wichtig wie der Fall. Auch das für sie lebensbedrohliche Finale darf erneut nicht fehlen.   
 
Erfreulich für den Zuschauer: Spielten die vergangenen Folgen meist im austauschbaren Grau von Industriegebieten und Wohnblocks, wird diesmal das Auge mit viel Grün verwöhnt. Und auch Liebhaber von Steinbrüchen kommen auf ihre Kosten.