Tag der offenen Tür Im Zentrum stehen wertvolle Menschen

Anica Trommer
Gespräche – wie hier zwischen Klient Jürgen Rammig und der Leiterin der Teilhabezentrums, Melanie Kastner – sind ein westlicher Teil der Arbeit in der Tagesstätte Foto: Michael Bauroth

Bei einem Tag der offenen Tür im Zella-Mehliser Teilhabezentrum haben die Mitarbeiter einen Einblick in ihre Arbeit gewährt. Sie betreuen Klienten in einer Tagesstätte für psychischkranke und seelisch behinderte Menschen, in drei Wohngemeinschaften und unterstützen auch im Alltag zu Hause.

 
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Zella-Mehlis - Es geht kreativ zu in der Tagesstätte für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen. An den Wänden hängen farbenfrohe Moodboards – Kollagen, auf denen die Klienten ihre Stimmung und die nächsten Ziele gestaltet haben. In einer Ecke steht ein Keyboard, das zum gemeinsamen Singen genutzt wird. Eine ehemalige Klientin hat als Erinnerung an schwere, aber auch schöne Zeiten Fotos geschossen und Gedichte geschrieben. Es gibt einen Fitnessraum und auch ein Zimmer, in dem Ruhe gesucht werden kann.

Bei einem Tag der offenen Tür haben sich die Mitarbeiter des Zella-Mehliser Teilhabezentrums den Kollegen aus anderen Einrichtungen der Region vorgestellt und einen Einblick in ihre Räume in der Ruppbergpassage gewährt.

Elf Klienten sind täglich zu Gast in der Tagesstätte. Hier erfahren die Männer und Frauen Halt, Alltag und soziale Kontakte, schildert die Chefin des Teilhabezentrums, Melanie Kastner. Sie und ihre Mitarbeiter sind außerdem Ansprechpartner für weitere 50 Klienten, die zu Hause leben, aber Unterstützung – beim Einkaufen oder Behördengängen – benötigen. Außerdem gibt es in Zella-Mehlis drei Wohngemeinschaften, in die die Klienten auf Zeit einziehen können. Eine vierte ist in Planung. „Hier gibt es Hilfe aus einer Hand“, betont Daniel Weißbach, Bereichsleiter des Sozialwerks Meiningen, dem Träger des Teilhabezentrums.

Auf welchem Gedanken die Arbeit der Mitarbeiter der Tagesstätte basiert, verdeutlicht Sybille Herbrig. Sie hält einen 50-Euro-Schein in der Hand. „Wer möchte ihn haben“, fragt sie. Die Kollegen melden sich. Sie zerknüllt ihn, trampelt darauf herum und fragt erneut: „Wer möchte ihn haben?“ Wieder melden sich Interessierte. Egal, was mit dem Schein passiere, er behalte immer seinen Wert, schlussfolgert Sybille Herbrig. Ein Bild, das gleichermaßen für die Klienten gelte, die, einst niedergetrampelt, nun im Teilhabentrum Hilfe suchten.

Mit der Corona-Pandemie hätten sich verschiedene Krankheiten und Suchproblematiken verstärkt, sagt Daniel Weißbach. Vereinsamung, Isolation und Ängste machten weder Halt vor dem Alter noch vor einer bestimmten sozialen Schicht. Die Erkrankten dazu zu bewegen, ihre Rückzugsorte zu verlassen, ist Aufgabe der Mitarbeiter des Teilhabezentrums. Sie begleiten Schritt für Schritt und sind auch dann Ansprechpartner, wenn auf dem Weg zurück in den Alltag neue Steine auftauchen.

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