SUHL – Der Literaturkalender „Thüringer Ansichten 2008“ erlebte am Mittwochabend im Buchhaus Suhl seine Premiere. Vorweggenommenes Fazit: Das kleine, „handgefertigte“ Kunstwerk hebt sich wohltuend vom allgemeinen Kalender-Einerlei mit den üblichen Kochrezepten, Küchentipps, mit Blumen-, Tier-Motiven oder Sprüchen ab. Zudem ist es ein echtes regionales Produkt, federführend vom Südthüringer Literaturverein herausgegeben.

53 Autoren und 26 bildende Künstler – allesamt zumeist aus der Region – formulierten und fotografierten ihre Ansichten auf 56 Kalenderblätter im DIN A 3-Format. Diese konnten nicht unterschiedlicher sein – von Liebeslyrik bis Märchen, von Aphorismen bis Erzählungen, von Versen in Mundart bis hin zu historischen Skizzen.

21 Autoren – manche wurden vortragenderweise vertreten – schlugen zur Premieren-Lesung schon mal ihr Kalenderblatt auf und nahmen das Publikum mit auf die Reise durchs nächste Jahr.

Da war die Rede von einer Liebe, die sich schleichend verabschiedet, vom goldenen Herbst und Frühlingsgefühlen, von Sommermode und der Sache mit dem 1. Mai, von Hoffnung und natürlichen Köstlichkeiten, vom Gudrun-Problem und davon, was sich Kinner wünschn. Zu den Texten wurden die korrespondierenden Bilder eingeblendet. Was überhaupt den Reiz des Kalenders ausmacht – die gelungene Symbiose von Text und Bild, die durch die grafische Gestaltung von Andreas Kuhrt zudem noch für zusätzliches Sich(t)-Vergnügen sorgt. Die Grenzen zwischen Bild und Text und Text und Bild scheinen fließend. Zwangsläufig stellt sich die Frage, was wohl eher da war, die Texte oder die Bilder?

Mit den „Thüringer Ansichten 2008“ gibt der Literaturverein seinen dritten Kalender heraus, nach 2005 den zweiten, der in Zusammenarbeit mit dem Fotoklub Kontrast entstand. Für einen gemeinnützigen Verein sei das ein anspruchsvolles Projekt, deshalb nicht jährlich zu schultern und vor allem nicht allein aus der eigenen Kasse zu finanzieren, erklärt Holger Uske, der Vereinschef. Mit Vorabkäufen der Autoren und 2 500 Euro aus dem Thüringer Lottotopf schließlich sei das Vorhaben dann realisiert worden. Und so konnte Uske Kultusminister Jens Goebel zur Lesung gleich persönlich für die Finanzspritze danken. Mit dem Minister waren auch der Geschäftsführer des Thüringer Literaturrates und die Verantwortliche für Literatur im Kultusministerium nach Suhl gekommen – was für weitere Projekte hoffen lässt. Und auch das: Die dritte Ausgabe des Südthüringer Literaturkalenders hat es auch „über den Berg“ geschafft. Demnächst soll er in der Erfurter Buchhandlung Habel vorgestellt werden. Freilich werden dann die Suhler Musikschüler nicht mit von der Partie sein. Den Suhler Abend aber ergänzten sie mit ausgesuchten Stücken auf besondere Weise.

Der Literaturkalender (Auflage 1000 Stück) ist für 9,90 Euro im Buchhaus Suhl, in der Rimbach-Buchhandlung und bei den Autoren selbst erhältlich.