Hirschbach - Das Ereignis liegt vierzig Jahre zurück. Doch wenn Reiner Jesse davon erzählt, meint man, es sei gerade erst gewesen. Und will man seine Liebe zur Kunst, zur Malerei etwas verstehen, dann mag es diese Schilderung tun: Ein Sonntag Mitte der siebziger Jahre in Londons berühmter National Gallery. Dorthin ging der junge Arzt, der sich auf eigene Kosten um eine Weiterbildung am renommierten Herz-Hospital in der britischen Hauptstadt gekümmert hatte, regelmäßig. "Der Saal war voll mit den farbintensivsten, berauschendsten Gemälden, Matisse, Picasso, van Gogh. Und in der Mitte, klein und kaum farbig, etwas bräunlich, ein Selbstporträt von Rembrandt, nur die linke Augenpartie gemalt, der Rest des Gesichtes angedeutet.Von diesem Auge wurde ich derart angezogen, dass ich den Blick nicht mehr davon wenden konnte. Das ging so unter die Haut", erinnert er sich.