SUHL/SCHMIEDEFELD – „Viele wissen auf den Philippinen nicht, was Kindesmissbrauch überhaupt ist, weil sie die Rechte der Kinder gar nicht kennen“, sagt Lilo Keil und sieht dabei nicht überrascht aus. Vielleicht, weil sie als Verantwortliche für Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit beim „Tambayan Center for Children’s Rights“ (deutsch: Zentrum für Kinderrechte Tambayan) schon vielen Menschen und insbesondere Journalisten ihre Einschätzung mit auf den Weg gegeben hat. Vielleicht aber auch, weil sie es ohne jegliche Form von Überheblichkeit in der Stimme sagt. Sie sagt nicht: „Ich weiß, was Kinderrechte und Kindesmissbrauch sind, die dort müssen es erst noch lernen.“ Sie drückte es anders aus: „Auf den Philippinen gibt es zwar die entsprechenden Gesetze, aber vielen Menschen sind diese Normen überhaupt nicht klar. Oft bekommen wir zu hören: ,Was, das ist Kindesmissbrauch? So etwas haben meine Eltern doch aber auch schon mit mir gemacht.’“ Zwei Formulierungen, die weit mehr als bloße rhetorische Unterschiede sind. Es ist die Frage, wie Entwicklungshilfe betrieben wird und welchen Stellenwert sie in einer Gesellschaft einnehmen kann… Eine Frage, der auch die 34-jährige Frau immer wieder begegnet.