Suhl - Wer seit Jahrzehnten Bücher schreibt, sammelt im Laufe der Zeit eine Menge Recherchematerial zusammen. Wer zudem Lesungen gibt und Vorträge hält, fügt noch mehr Unterlagen, Fotos und Manuskripte hinzu. Da wird der Platz zu Hause bald knapp. Nicht zuletzt aus Platzmangel hat sich der Suhler Autor Herbert Mesch daher entschieden, Teile seiner persönlichen Sammlung an das Stadtarchiv zu übergeben. Darunter Exemplare seiner Bücher, die er zu Lesungen verwendete. Eine Spende, die Archivleiterin Andrea Walther gerne entgegennimmt.

Einen unechten Nachlass übergibt Herbert Mesch dem Archiv, unecht da er literarische Unterlagen abgibt und nicht persönliche Dinge. Das schmälert den Wert der Spende nach Ansicht von Andrea Walther jedoch keinesfalls. "Wir freuen uns immer, wenn uns als Archiv Unterlagen zu Suhler Belangen angeboten werden, die nicht aus der Verwaltung stammen. So können wir das Leben in Suhl mit einem breiten Spektrum an Dokumenten darstellen", erklärt die Leiterin des Stadtarchivs. Mit einem Vertrag besiegeln sie und Herbert Mesch die Übergabe der Bücher, Dias und Vortragsunterlagen sowie deren künftige Nutzung. Das ist dem Autor ein besonderes Anliegen. Er will seine über Jahre und Jahrzehnte gesammelten Stücke in guten Händen wissen und ist froh, dies noch rechtzeitig getan zu haben.

Denn es gibt einen gewichtigen Grund, warum sich der 76-Jährige von seinem Material trennt: Mit seiner Gesundheit steht es nicht zum Besten. Und weil er die wichtigsten Teile seiner Sammlung bewahren will, gibt er sie nun nach und nach ab.

"Die Weggabe meines Sammelsuriums geschieht ratenweise und ist heute noch nicht abgeschlossen", sagt Herbert Mesch, der bereits 2008 und 2010 dem Stadtarchiv zeitgeschichtliche Dokumente überließ. Und auch für die Zukunft kündigt er Andrea Walther weitere Archiv-Spenden an. Zuhause stapeln sich noch reichlich Bücher, Dokumente und Dias, die es durchzuarbeiten gilt.

Seine komplette Sammlung bekommt das Suhler Stadtarchiv aber nicht. Denn auch dem Thüringer Staatsarchiv und dem Museum "Otto Ludwig" in seiner Heimatstadt Eisfeld hat er Dokumente beziehungsweise persönliche Stücke aus seiner Sammlung übergeben und will es auch weiterhin tun. Die Zersplitterung des Materials sei beabsichtigt, meint der Autor, um es künftigen Forschern nicht zu leicht zu machen. Ihm sei schließlich auch nie etwas in den Schoß gefallen. Ohne die Unterstützung seiner Frau wären viele seiner Werke womöglich gar nicht erschienen. Ein ums andere Mal musste sie ihm die Druckkosten für seine Bücher, die er meistens selbst tragen musste, vorschießen. Letztlich habe sich aber jedes seiner Bücher gerechnet, so Herbert Mesch.

Suhl und Wühlmäuse

Richtig begonnen zu schreiben hat er nach der Wende, "als man schreiben konnte, was man wollte". Knapp 20 Werke sind von ihm seitdem erschienen - Bücher über Suhl, die DDR-Vergangenheit, aber auch über Maulwürfe und Wühlmäuse. Mit ihnen beschäftigte sich Herbert Mesch, der 40 Jahre im Pflanzenschutz arbeitete, intensiv wie kaum ein anderer in Deutschland. Fotos, Dias und Unterlagen seiner Forschung übergibt er ebenfalls dem Suhler Stadtarchiv.

Auch wenn er zugibt, dass es ihm schwer fällt, sich von seinem Material zu trennen, für Herbert Mesch gibt es kein Zurück. Vor allem das Abgeben der Lesungsexemplare mit all ihren Randnotizen sowie der dazugehörigen Unterlagen bedeutet für ihn einen Schlussstrich. "Ich habe mich bei meiner letzten Lesung kurz vor Weihnachten entschieden, jede Anfrage unabhängig davon, wer anfragt oder wie hoch das Honorar ist, abzulehnen. Aus gesundheitlichen Gründen. Ich gebe alles ab, was ich für Lesungen nutzen könnte und hole es mir bestimmt nicht zurück."

Einen Schlussstrich setzt der 76-Jährige auch unter den Verkauf seiner Bücher, den er auch selbst erledigte. Einige Exemplare seiner Bücher hat er noch zu Hause, schafft sie derzeit zu Buchhandlungen in ganz Thüringen. Wenn er sie verkauft hat, ist Schluss. Neuauflagen wird es nicht geben.

Mit dem Schreiben aufhören kann Herbert Mesch dennoch nicht. "Ich habe noch reichlich Ideen und ich brauche die Arbeit auch, sie hält mich geistig fit. Aber ich setze Manuskripte nur noch um, wenn ich einen Verlag finde, der auch den Verkauf übernimmt. Sonst produziere ich nur noch Dateien auf dem Computer." Aber erst wieder in der kühlen Jahreszeit, der Sommer gehört für Herbert Mesch allein dem Garten und der Natur. Im Winter haut er dafür umso eifriger in die Tasten und arbeitet an neuen Werken, die vielleicht später einmal Eingang ins Suhler Stadtarchiv finden.

Wochenende


Eifriger Schreiber

Herbert Mesch hat insgesamt 20 Bücher verfasst. Darunter die Reihe "Gäbe es die DDR noch...", Sachbücher über Maulwürfe und Wühlmäuse, Heimatgeschichten aus Eisfeld sowie das autobiografisch geprägte Buch "Krebs - und ich lebe".

Allein drei seiner Bücher befassten sich mit Suhl: "Suhl - Diamant in Thüringens Bergen", "Suhl - Rubin im Grün der Wälder" und "Suhl - Smaragd zwischen Berg und Tal".

Herbert Mesch verkaufte insgesamt rund 180 000 Exemplare seiner Bücher.

Zuletzt verfasste er eine Familienchronik und er arbeitet derzeit an einem neuen Buch, das den Titel "Himmel, Arsch und Wolkenbruch" tragen soll.